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Helfen an
der »Grenze
des Lebens«

Neue Intensivstation in Gilead I


Von Michael Schläger
Bielefeld-Bethel (WB). »Eine Alternative zum Ausbau gab es nicht«, sagte Franz Streyl, Hauptgeschäftsführer des Evangelischen Krankenhauses Bielefeld. Gestern wurde die neue anästhesiologische Intensivstation im Haus Gilead I übergeben. Sie verfügt über 21 Betten, ist räumlich deutlich großzügiger als die alte, beengte Station mit 14 Plätzen.
Die zusätzlichen Betten werden dringend benötigt. Gilead I ist seit Jahren als so genanntes Traumazentrum für die Versorgung Schwerstverletzter aus der ganzen Region zuständig. Eingeliefert werden Patienten mit Schädel-Hirn-Verletzungen oder Mehrfachverletzte - oft die »typischen« Opfer dramatischer Verkehrsunfälle. »Zurzeit werden jährlich 1500 Menschen behandelt«, erläuterte Prof. Dr. Friedrich Mertzlufft, Chefarzt der Klinik für Anästhesiologie, Intensiv-, Notfallmedizin und Schmerztherapie in Bethel.
Im deutschsprachigen Raum nimmt Gilead inzwischen den achten Rang ein, was die Versorgung Schwerstverletzter angeht. Das Haus befindet sich damit in der gleichen Klasse wie die Uni-Kliniken in Berlin, Wien oder Zürich.
Auch wegen dieser Bedeutung werden zurzeit 14 Millionen Euro in den Ausbau investiert. Sieben Millionen davon trägt das Land Nordrhein-Westfalen. »Eine sinnvolle Ausgabe«, betonte Hartmut Meierjohann, bei der Detmolder Bezirksregierung für die Krankenhausförderung zuständig. Er hatte sich zuvor einen Eindruck von der Arbeit in den bisherigen, viel zu engen Räumlichkeiten gemacht.
Aus Sicht von Reiner Hekeren, Aufsichtsratsvorsitzender des Evangelischen Krankenhauses und Bethel-Vorstand, ist der Ausbau von Gilead I ein weiterer Meilenstein auf dem Weg »zum Krankenhaus der Maximalversorgung.« Auch Bürgermeister Horst Grube betonte die Bedeutung des Hauses für Bielefeld und ganz Ostwestfalen-Lippe.
Erst im Juni wird die neue Intensivstation auch in Betrieb genommen werden können. So lange wird es dauern, bis alle Mitarbeiter den Umgang mit den neuen Geräten erlernt haben. »Wenn der Umzug komplett vollzogen ist, muss alles funktionieren«, betonte Chefarzt Mertzlufft.
Neben der neuen anästhesiologischen Intensivstation »AN-01« soll im Jahr 2008 eine weitere Station für Patienten mit hohem Pflege- und Überwachungsaufwand eingerichtet werden. Sie wird über acht bis zehn Plätze verfügen und soll die Intensivstation zusätzlich entlasten.
Die Verweildauer auf der Intensivstation beträgt zurzeit im Schnitt nur vier Tage. Die Fallschwere nimmt aber zu. Hinzu kommt: Kleinere Krankenhäuser müssen schließen oder können schwierige Fälle nicht mehr behandeln. Gerade auch vor diesem Hintergrund forderte Mertzlufft von den Krankenkassen eine faire Abrechnung der Behandlungskosten, um das Haus finanziell nicht zu überfordern.

Artikel vom 28.02.2006