25.02.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Eine Drehscheibe
für den Vogelzug

Bodensee ist wichtiges Brutgebiet

Radolfzell (dpa). Der Bodensee, an dem am Freitag das Vogelgrippevirus nachgewiesen wurde, ist eine Drehscheibe für den Vogelzug in Europa.
»Der Bodensee ist ein wichtiges Überwinterungsgebiet für Enten, Gänse und Schwäne, gleichzeitig Brutgebiet für im Süden überwinternde Arten«, sagte der Leiter der Vogelwarte am Max-Planck-Institut für Ornithologie in Radolfzell, Wolfgang Fiedler.
Im Herbst sammeln sich oft mehr als eine halbe Million Wasservögel an Deutschlands größtem Binnengewässer. »Derzeit sind aber höchstens 100 000 da«, sagte Fiedler. Das liege zum einen daran, dass die Muschelbestände, von denen sich viele Tauchenten ernähren, abgeweidet seien. Zum anderen seien weite Teile des Sees zugefroren, weshalb die Vögel weiter gezogen seien.
Die am Bodensee überwinternden Gänse und Enten - auch die Tafelenten - ziehen im Frühjahr in ihre Brutgebiete, die in Skandinavien und Russland oder auf dem Weg dorthin liegen.
»Es ist möglich, dass die Vögel das Virus mitnehmen«, sagte Fiedler. Von März oder April an kommen die im Mittelmeerraum überwinternden Wasservogelarten zurück an den Bodensee, um dort zu brüten.
Dass das Virus bei einer Tafelente festgestellt wurde, die zu den Arten gehört, die seit dem Herbst nicht gezogen sind, lässt aus Fiedlers Sicht nur einen Schluss zu: »Wir denken, dass das Virus schon länger da ist, aber erst jetzt ausbricht - vielleicht, weil die Vögel geschwächt sind.«

Artikel vom 25.02.2006