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Feiern bis zum
Morgengrauen

Biathleten im Medaillenrausch

Turin (dpa). Bis in die Morgenstunden feierten die deutschen Skijäger um Dreifach-Olympiasieger Michael Greis in großer Runde die Rekordbilanz von San Sicario, nur Uschi Disl genoss ihren bronzenen Olympia-Abschied in trauter Zweisamkeit mit Freund Thomas.
Mit dem Triumph bei der olympischen Premiere des Massenstartrennens krönte sich Greis zum »Biathlon-König« der XX. Olympischen Winterspiele. Als erster Deutscher kehrt der 29-Jährige aus Nesselwang mit drei Goldmedaillen heim. Disl setzte in San Sicario bei ihrem letzten Olympia-Start die einmalige Serie mit Medaillengewinnen bei allen fünf Olympia-Teilnahmen als Dritte hinter der Schwedin Anna Carin Olofsson und Kati Wilhelm fort.
Insgesamt sammelten die Skijäger in den zehn Wettbewerben elf Mal Edelmetall (5 Gold, 4 Silber, 2 Bronze) und waren die mit Abstand erfolgreichste Nation. Neben der Herren-Staffel mit Ricco Groß (Ruhpolding), Michael Rösch (Altenberg), Sven Fischer (Oberhof) und Greis (Nesselwang) standen auch Wilhelm (Zella-Mehlis), Fischer (beide Verfolgung) sowie Greis (Einzel und Massenstart) ganz oben auf dem Siegerpodest.
»Das ist eine grandiose Leistung. Ob wir das noch Mal erreichen können, wage ich zu bezweifeln«, schwärmte Thomas Pfüller, Sportdirektor des Deutschen Skiverbandes (DSV). Die interne Vorgabe von fünf Plaketten wurde mehr als verdoppelt. Den Bundestrainern Frank Ullrich (Herren) und Uwe Müssiggang (Damen) hat der Verband bereits neue Verträge bis 2010 angeboten. Noch überlegen die Erfolgsgaranten. Müssiggang will seine »Mädels« befragen, Ullrich seine Frau.
Im Damen-Rennen über 12,5 Kilometer musste sich Wilhelm nur der Schwedin Anna Carin Olofsson geschlagen geben. »Ich bin total glücklich, ich habe mehr erreicht, als ich erträumt hatte«, sagte die Sportsoldatin. Hinter ihr holte sich die 35 Jahre alte Disl ihr neuntes Edelmetall und ist mit Eisschnellläuferin Claudia Pechstein unter den deutschen Wintersportlern die erfolgreichste Medaillensammlerin. »Bronze ist für mich wie Gold. Ich wollte eine Medaille gewinnen. Die Farbe ist mir schnurzpiepegal«, bekannte die in der Staffel zur Zuschauerin degradierte Bayerin.
Im Team sorgte der Erfolg von Disl für großen Jubel. Selbst die viertplatzierte Martina Glagow (Mittenwald), die noch als Dritte auf die Schlussrunde gegangen war, freute sich mit. »Als Uschi an mir vorbei gelaufen ist, habe ich gerufen: Hol' dir die Medaille«, berichtete die in San Sicario mit drei Mal Silber dekorierte Glagow.
Nun warten alle auf Uschi Disls Entscheidung, ob sie auch im kommenden Winter noch an den Start gehen wird oder ihre einmalige Karriere beendet.

Artikel vom 27.02.2006