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Goldmedaille für die »Zucker-Rübe«

Mit dem schönsten Tor seiner Laufbahn schießt Kauf Arminia zum Sieg

Von Hans Peter Tipp
Bielefeld (WB). So etwas nennt man Tradition. Bevor das Spiel beginnt, trabt Rüdiger Kauf stets als letzter Armine auf das Feld, und wenn es zu Ende ist, sitzt er meistens am längsten in der Kabine. Zwischendurch aber gibt es keine Pausen. Da ist ihm kein Weg zu weit, da kennt er keine Gnade. 90 Minuten Spiel - das ist für den DSC-Fußballprofi immer ein langer Kampf.

Mit seiner einsatzfreudigen Spielweise ist der 30 Jahre alte Profi ohnehin ein ständiger Kandidat für die Tapferkeitsmedaille. Am Samstag aber verdiente sich der Schwabe, der seit fast fünf Jahren für die Ostwestfalen spielt, im Derby gegen Dortmund sogar die Ausführung in Gold.
Schließlich war er es, der den entscheidenden, im Fußball für gewöhnlich als golden bezeichneten, Treffer gegen die Borussen erzielte. Der feine Schlenzer aus 16 Metern war jedoch nicht nur vom (technischen) Wert her, sondern auch in künstlerischer Ausführung höchst gelungen. Auf der Homepage des Fußball-Bundesligisten wurde der Mittelfeldakteur (Spitzname »Rübe«) daraufhin sofort liebevoll zur »Zucker-Rübe« erklärt.
Die Frage, ob es der schönste Treffer seiner Laufbahn gewesen sei, war eigentlich keine. Denn Tore schießen fällt normalerweise wirklich nicht ins Aufgabengebiet des lauffreudigen Mittelfeldarbeiters, der zuletzt vor fast einem Jahr, am 2. Mai 2005 »auf« Schalke« - ebenfalls aus der Distanz - getroffen hatte.
Die Antwort kam deshalb »typisch Kauf«: »Ich glaube schon, ich habe ja nicht viele geschossen.« Exakt drei waren es bislang bei 82 Bundesligaeinsätzen. Auch deshalb gab es in der Kabine ein besonders »Hallo«, als der Torschütze, der damit als erster Armine neben Isaac Boakye in der Rückrunde ins Schwarze getroffen hatte, sich blicken ließ. »Ja, die haben schon ein wenig gefrotzelt«, gab Kauf zu, wollte aber partout nicht mehr verraten.
Im Moment seines persönlichen Erfolgserlebnisses richtete er viel lieber den Blick auf einen anderen Rekonvaleszenten im DSC-Kader: Petr Gabriel. Die beiden Stammspieler der vergangenen Jahre waren zuletzt Leidensgenossen und haben in der Reha viel Zeit miteinander verbracht, was beiden auf dem schwierigen Weg zurück sehr geholfen habe, wie Kauf betonte. Wegen eines Kreuzbandrisses hatter Kauf die Hinrunde komplett verpasst, Gabriel hatte es ebenfalls am Knie.
So führte ihn am Samstag nach dem Spiel einer der ersten Wege zum tschechischen Verteidiger im Arminia-Aufgebot, der wegen der stabilen Vorstellungen seiner Vertreter noch auf seine Chance warten muss. Er habe ihn aufgemuntert, erzählte Kauf, »weil die Situation für ihn noch schwieriger ist als für mich. Denn ich bin schon wieder im Team und er nicht.«

Artikel vom 27.02.2006