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Museen in OWL
stürzen nicht ein

Schädlingsbekämpfung in Detmold

Von Dietmar Kemper
Bielefeld (WB). Die Museen in Ostwestfalen-Lippe werden gut erhalten. »Es gibt keinen akuten Sanierungsfall«, sagte Bettina Rinke von der Museumsinitiative OWL in Detmold am Freitag dieser Zeitung.

Sorgenkinder der Vergangenheit wurden, wie das Junkerhaus in Lemgo, bereits restauriert oder werden es gerade wie das Widukind-Museum in Enger (Kreis Herford). Das vom Verfall bedrohte, 300 Jahre alte Fachwerkhaus wird für gut 1,1 Millionen Euro komplett saniert und soll im Sommer wieder öffnen. Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) bewilligte 74 700 Euro für den Umbau und 385 000 Euro für die Einrichtung des Hauses, das sich dem Sachsenherzog Widukind widmet. Morsch war das mit Holzschnitzereien versehene Junkerhaus in Lemgo geworden. Um es zu erhalten, zahlte der Landschaftsverband insgesamt 423 800 Euro.
Abgesehen von diesen beiden Fällen sei der bauliche Zustand der 172 Museen in Trägerschaft von Kommunen, Vereinen, Privatleuten und Stiftungen zufriedenstellend, sagte Rinke von der Museumsinitiative OWL. Die Objekte im Inneren hätten einen größeren Sanierungsbedarf.
Wie hoch der vermutlich ist, hat das Westfälische Museumsamt in Münster gerade in seinem »Facility-Report« untersuchen lassen. Für die Sanierung sei eine »hohe Summe« erforderlich, sagte der Leiter Helmut Knirim, ohne genaue Zahlen zu nennen.
Die Museen leiden unter Geld- und Personalmangel. Finanzielle Zusagen von Bund und Land kommen da wie gerufen. Kulturstaatsminister Bernd Neumann kündigte am Donnerstag an, der Bund werde das Pergamonmuseum in Berlin für 351 Millionen Euro von Grund auf sanieren. Viele der 6500 Museen müssten renoviert werden, sagte eine Mitarbeiterin des Deutschen Museumsbundes am Freitag dieser Zeitung, und Jens Metzger vom Deutschen Städtetag in Berlin betonte: »In den Museen hat sich ein Sanierungsstau aufgebaut.«
Das marode Pergamonmuseum ist für Hubertus Michels vom Westfälischen Freilichtmuseum in Detmold ein Beispiel dafür, »dass man sich jahrzehntelang nicht um die Bausubstanz gekümmert hat«. Museumsleiter, Denkmalpfleger und Besitzer alter Häuser schauen gespannt nach Detmold, weil dort seit 1999 zusammen mit der Bundesforschungsanstalt für Forst- und Holzwirtschaft und der Deutschen Bundesstiftung Umwelt nach gleichermaßen wirksamen, umweltschonenden und günstigen Wegen zur Schädlingsbekämpfung gesucht wird. Michels, Leiter des Baureferates: »Was bei uns praktiziert wird, kommt allen Museen zugute.« Das Projekt läuft im März 2007 aus. Abgesehen von Schädlingen macht Verschleiß den Museen zu schaffen. In Detmold müssen die Häuser alle sieben Jahre neu mit Leinöl gestrichen und die Reetdächer nach 30 Jahren erneuert werden.

Artikel vom 25.02.2006