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Rummel um die Mona Lisa

Nach den Dreharbeiten zu »Da Vinci Code« herrscht im Louvre Andrang

Von Hanns-Jochen Kaffsack
Paris (dpa). Die Gemälde italienischer Meister durften nicht umgehängt werden, bei den nächtlichen Dreharbeiten für den Thriller keine künstlichen Blutflecken den Boden des Louvre zieren.

Strikt verboten war es, Scheinwerfer auf das berühmteste Bild der Welt zu richten, obwohl Leonardo da Vincis »Mona Lisa« doch eine bedeutende Rolle spielt. In der seltsamen Stille leerer weiter Fluren und Gemäldegalerien drehte der Amerikaner Ron Howard mit seinen Starschauspielern im Sommer 2005 den raffinierten Anfang von »Da Vinci Code« (deutsch »Sakrileg«).
Die Produktion mit Stars wie Tom Hanks wird allenthalben als »Film des Jahres« mit Spannung erwartet. Schon lange vor dem Kinostart (in Deutschland am 18. Mai) spüren das renommierte Museum und der Touristenmagnet Paris, die »Stadt des Lichts«, einen deutlichen Werbeschub, vergleichbar mit dem »Amelie«-Effekt dank Audrey Tautou, die als zierliche Filmfee vom Montmartre zur Bannerträgerin des Pariser Fremdenverkehrsamtes wurde.
Die französische Schauspielerin ist an der Seite von Tom Hanks auch in »Sakrileg« mit von der Partie und hofft, nach einer Reihe eher mittelmäßiger Filme jetzt mal wieder das große Los zu ziehen. Der mit einem Budget von 93 Millionen Euro verfilmte Thriller um den ermordeten Louvre-Direktor Jacques Saunière und die verschwörerischen Aktionen geheimnisvoller kirchlicher Vereinigungen eröffnet am 17. Mai das Internationale Filmfestival von Cannes - mit anschließendem Weltstart, in Frankreich allein mit 800 Kopien. Das 600 Seiten dicke Buch fand bislang 25 Millionen Leser. Die Verfilmung soll die Kino-Kassen klingeln lassen.
Den Zorn des Vatikans hatte Dan Brown schon auf sich gezogen, weil er die katholische Kirche in ein schlechtes Licht rückt. Opus Dei schreckt in dem Bestseller vor nichts zurück, um seine Macht innerhalb der Kirche noch zu festigen. »Wir hoffen, dass in dem Film keine Andeutungen gemacht werden, die die Katholiken verletzen«, meldete sich die konservative Priester- und Laienorganisation drei Monate vor dem Kinostart zu Wort.
Dem Louvre-Chef Didier Selles kommt der Rummel um die »Mona Lisa« und den zu knackenden »Da Vinci Code« sehr entgegen, zieht der Wirbel um Leonardo doch schon seit der Buchveröffentlichung 2004 die Massen an. Das Museum der etwa 36 000 Werke zählte im Jahr der Dreharbeiten und des neuen »Mona Lisa«-Saales gut sieben Millionen Besucher, 100 000 mehr als im Jahr zuvor.
Unzählige »Sakrileg«-Leser strebten bereits zu dem Tatort aus dem okkulten Thriller, zu dessen Schauplätzen auch das Luxushotel Ritz, das ländliche Château Villette und - zum Leidwesen des Pfarrers - die Pariser Kirche Saint-Sulpice gehört.

Artikel vom 25.02.2006