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Maskottchen-Masche
Rund
um die
Ringe
Von Hans Peter Tipp

Von Kindern geliebt, von Kritikern beschimpft: Die Meinungen gehen weit auseinander, wieviel Maskottchen bei Großereignissen eigentlich sein muss. In Turin sollen zwei erstaunlich unförmige Plüschgesellen für ihr Land, ihre Stadt und die Spiele im Allgemeinen eine gute Figur machen. Doch Neve und Gliz werden eher belächelt als geliebt.
Und dabei setzen die Schneekugel und der schlitzäugige Eiswürfel pflichtschuldig nur eine Tradition fort, die 1972 begann. Erstes offizielles Olympia-Maskottchen war damals Waldi - nein, nicht der ARD-Moderator: Es war ein Dachshund, der für Olympia in München Werbung lief.
Seither läuft die Masche mit den Mitbringseln immer besser. In Turin scheffeln die rote Neve und der blaue Gliz 17,2 Millionen Euro in die chronisch klammen Kassen des Organisationskomitees. Es könnten sogar noch mehr sein, wenn sich die beiden zuletzt nicht so rar gemacht hätten. In den Souvenirläden sind Neve und Gliz nämlich ausverkauft.
Sonntagabend ist es aber vorbei: Dann schmelzen Gliz und Neve in der Frühlingssonne dahin, und niemand wird wieder etwas von ihnen hören. Doch Maskottchen-Notstand herrscht danach nicht: Schon jetzt lugt Goleo, jener zottelige Zausel, hinter der Ecke hervor. Im Gegensatz zu seinen Olympiakollegen hat es der deutsche WM-Löwe aber gut. Während Gliz und Neve als »Atomunfall-Mutanten« verspottet wurden, muss Goleo vorerst nur mit der Bezeichnung »Wischmopp« leben.

Artikel vom 25.02.2006