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Sie druckt und druckt und druckt

Die Rotationsmaschine ist das Herz dieser Zeitung und im Dauereinsatz

Von Lars Rohrandt
Das Herz dieser Zeitung schlägt in der Druckerei. Es ist leistungsstark und zuverlässig. Sein Name »Uniman 4/2 S«. Für diese 96 Seiten starke 60-Jahre-Sonderbeilage mit einer Auflage von mehr als 130 000 Exemplaren war die Rotationsmaschine etwa sieben Stunden lang im Einsatz.

Das Endlospapier flitzt über die Druckwalzen, das Auge kann kaum folgen, erahnt Bilder und Überschriften. Kein Wunder bei einer Geschwindigkeit von neun Metern pro Sekunde. An 350 Tagen im Jahr »pumpt« das technische Herz Papier durch das Rotationsgebäude an der Bielefelder Sudbrackstraße.
Es druckt die 27 Lokalausgaben des WESTFALEN-BLATTES - von Warburg bis Rahden, von Versmold bis Höxter -, druckt Beilagen und die Anzeigenblätter des Tochterverlages Panorama mit der regionalen Sonntagszeitung »OWL am Sonntag«.
»Es hat noch keinen Tag gegeben, an dem keine Zeitung erschienen ist«, erzählt Heinz-Dieter Brandes. Der 55-Jährige ist seit 1999 Abteilungsleiter Druck und dafür verantwortlich, dass das Zeitungsherz schlägt. Und er ist stolz. Stolz auf die Mannschaft, bestehend aus vier Schichtleitern, 21 Druckern und 23 weiteren Mitarbeitern, die in drei Schichten alles am Laufen hält. »Jeder weiß, wo er anpacken muss.« Stolz auch auf die Rotationsmaschine der Augsburger Firma MAN, die vor zwölf Jahren in Betrieb genommen wurde. »Sie ist sehr robust.«
Dennoch: Jede Störung in der Rotation ist eine kleine Katastrophe. Die Zeit drängt immer - Zeitdruck. Reißt eine Papierrolle, kann es beispielsweise nach 15 Minuten weitergehen. »Wenn sich das Papier aber aufwickelt, beträgt die Unterbrechung zwei bis drei Stunden«, sagt Brandes.
Das Zeitungsherz wird von einem elektronischen Gehirn gesteuert. Die Zeiten, in denen Reparaturen mit dem Werkzeugkasten erledigt werden konnten, sind längst vorbei. Im Schaltraum stehen Computer: Die Maschinenführer steuern und überwachen am Leitstand die vier Drucktürme, ein Drucker passt nebenan die Farben ein - per Knopfdruck und mit wachem Auge. Von 20 Uhr an werden die Lokalausgaben gedruckt, bis 2 Uhr morgens. Los geht's mit Rahden und Höxter, als letzte sind die Gütersloher und Haller Ausgaben an der Reihe.
Brandes blickt drei Jahrzehnte zurück: »Damals waren viele Druckerzeugnisse zu rot. Das lag an dem einen oder anderen ÝBierchenÜ, das in den Nachtschichten getrunken wurde.« Andere Zeiten, andere Sitten. »In einem Betrieb in Hannover stand in der Druckerei sogar ein Bierautomat.« Heute einfach unvorstellbar.
Die Rotation läuft weiter, mit 30 000 Zylinderumdrehungen in der Stunde - und druckt und druckt und druckt. Das Herz schlägt.

Artikel vom 15.03.2006