25.02.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Staatsanwalt
erhärtet Verdacht

Alle Doping-Proben sind negativ

Turin (dpa). Die Doping-Proben der zehn österreichischen Biathleten und Langläufer bei Olympia sind negativ, doch bedeutet dies nicht das Ende des Doping-Skandals.

Obwohl das Internationale Olympische Komitee (IOC) bekannt gab, dass keine verbotenen Mittel bei den parallel zu einer Doping-Razzia veranlassten Kontrollen gefunden wurden, müssen Athleten und Trainer des Olympia-Teams der Österreicher noch mit Sanktionen rechnen. Bei der Polizei-Aktion sollen Apparaturen und verdächtige Materialen sichergestellt worden sein, die auf verbotene Bluttransfusionen hinweisen könnten.
»Wir nehmen die Affäre sehr ernst. Eine IOC-Disziplinarkommission wird so schnell wie möglich eingesetzt und sich ein vollständiges Bild von dem Fall machen«, erklärte IOC-Sprecherin Giselle Davies. Das IOC wich wegen des großen öffentlichen Interesses erstmals von der Regel ab, nur positive Doping-Fälle bekannt zu geben. »Wir haben nicht gesagt, dass es ein Doping-Fall ist. Doch es gibt gute Gründe, dass es einen Verstoß gegen die Doping-Regeln gegeben hat«, sagte Arne Ljungqvist, Vorsitzender der medizinischen Kommission des IOC.
Bei den Untersuchungen der Kommission sollen laut Davies die Ermittlungsergebnisse der italienischen Behörden sowie die Aussagen von Athleten, Trainern und Funktionären herangezogen werden. »Die Tests sind nur ein Teil des Ganzen«, betonte auch IOC-Vizepräsident Thomas Bach, der voraussichtlich die IOC-Aufklärung leiten wird. »Der Bericht der Staatsanwaltschaft liegt aber noch nicht vor«, berichtete Davies. Mit Entscheidungen über Strafen ist vor dem Schlusstag der Turin-Spiele nicht mehr zu rechnen.
Weiter erhärtet wurde der Doping-Verdacht gegen österreichische Athleten und Trainer durch den italienischen Staatsanwalt Ciro Santoriello. In einem Interview mit der französischen Sportzeitung »L'Equipe« sprach er von einem »seltsamen Verhalten« von Sportlern bei der Razzia in Quartieren der Österreicher am vergangenen Samstag. Nach der Polizeiaktion waren die Biathleten Wolfgang Perner und Wolfgang Rottmann sowie der Trainer Emil Hoch aus Italien geflohen.
Merkwürdig sei, dass »95 Prozent der Langläufer Asthmatiker sind und in großen Mengen Salbutamol zu sich nehmen«, berichtete Santoriello. Ebenso sonderbar sei gewesen, dass Athleten sofort zur Wasserflasche gegriffen hätten, als die Polizei ihr Zimmer betrat. »Sie haben in einem Zug ein bis eineinhalb Liter ausgetrunken«, sagte er und fügte an: »Dieses Verhalten zeugt von keiner großen Gelassenheit und verspricht nichts Gutes.« Santoriello erwartet, dass das Verfahren gegen die beschuldigten Personen in »vier bis fünf Monaten« beginnen könne.

Artikel vom 25.02.2006