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Bella Italia: Sindone

Viel kostbarer als Olympia ist für Turin die Sindone, das weltberühmte Leichentuch. Das 4,37 Meter lange und 1,10 Meter breite Tuch zeigt den Körper- und Gesichtsabdruck eines Mannes, wird im Turiner Dom verwahrt und ist für Normalsterbliche nur alle paar Jahre zu sehen. Millionen Christen in aller Welt glauben, der Abdruck zeige Leib und Antlitz des vor 2000 Jahren gekreuzigten Religionsstifters Jesus von Nazareth. Das Tuch ist die wichtigste Reliquie des Christentums, zugleich die umstrittenste.
Zur Klärung, was tatsächlich auf dem Tuch zu sehen ist, bildete sich eine eigene Wissenschaft heraus, die Sindonologie. Der Weg des Tuches durch die Jahrhunderte gleicht einer Odyssee, als wichtigste Stationen kennt man bisher Konstantinopel (Istanbul), Paris und Chambéry, wo die Sindone im Jahr 1532 einen Brand überstand und danach von Nonnen mit 30 Flicken bedeckt wurde.
Eine Radiokarbon-Datierung versetzte 1988 dem Glauben an die »Echtheit« einen schweren Schlag. Das Gewebe stamme aus dem Mittelalter, hieß das Verdikt. Später gab es Kritik, die Wissenschaftler hätten lediglich einen der Flicken untersucht.
Neueste chemische Analysen schätzen das Alter auf 1300 bis 3000 Jahre. Israelische Biologen wiederum fanden in dem Gewebe Spuren von Pflanzen und Pollen, die es vor 2000 Jahren in der Gegend von Jerusalem gegeben haben soll. Die Pflanzen hätten ausschließlich im Frühjahr geblüht.

Artikel vom 25.02.2006