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25 »Flaschenkinder«
und ein richtiges Baby

Familie Candini sucht Paten für verwaiste Lämmer

Von Annemargret Ohlig
(Text und Fotos)
Senne (WB). Sehr melodisch ist die Begrüßung durch die derzeit 25 »Pensionsgäste« nicht. Dennoch klingt es für Bianca und Christian Candini wie »Musik in den Ohren«, wenn sie den ehemaligen Schweinestall des 1852 erbauten Hofes Bastert am Ostkampweg betreten.

Das durchdringende Blöken der kleinen Lämmer dort zeigt dem Ehepaar nämlich, dass alles in Ordnung ist mit ihren »Flaschenkindern«. Eigentlich können sich der 42-jährige gelernte Koch und Filmemacher und Ehefrau Bianca (29) über einen Mangel an Beschäftigung nicht beklagen. Der Grund heißt »Gianni« und ist ihr vier Monate alter Sohn.
Dennoch sind die beiden, die vor drei Jahren den Basterhof als ländliches Zuhause gepachtet haben, auch in diesem Winter erneut »Pflegeeltern auf Zeit«. Für diejenigen Lämmer der Coburger Fuchsschafherde der Forstverwaltung Bethel nämlich, deren Mütter die Kleinen nicht angenommen haben oder gestorben sind.
Jörg Ermshausen, Leiter des Naturschutz- und Landschaftsbetriebs der von Bodelschwinghschen Anstalten: »Verwaiste Lämmer mit der Flasche aufzuziehen, erfordert sehr viel Zeit. Die haben Schäfermeister Klaus Menke und die anderen Schäfer unserer Bielefelder Herde - insgesamt 900 Schafen und derzeit etwa 500 Lämmer - eigentlich nicht.«
Deshalb sei man heilfroh, wenn sich tierliebe Menschen finden, denen man die Lämmer zur weiteren verantwortlichen Aufzucht schenken könne. Ein »Geschenk« das allerdings sehr zeitintensiv und nicht ganz billig ist.
Das musste Christian Candini in seinem erste »Lammwinter« vor drei Jahren erfahren. »Ich komme aus Hamburg und bin ein echtes Großstadtkind, das mit Landwirtschaft nie etwas zu tun hatte«, sagt er. »Aber wir haben irrsinnigen Spaß an den Schafen.« Am Anfang bekommen die kleinen »Füchschen« fünfmal am Tag ihr persönliches Fläschchen mit handelsüblicher Lammmilch - später nur noch dreimal eine Portion aus dem Eimer. Das kostet Zeit und Geld. Auch das nächste »Problem« sehen Bianca und Christian Candini schon vor sich: Aus Lämmern werden Schafe, die ein Zuhause brauchen.
»Wir würden die Coburger Fuchsschafe gern im Frühsommer gegen eine Gebühr in wirklich gute Hände abgeben«, sagt Candini. »Sie sind dann als lebendige ÜRasenmäherÝ hervorragend geeignet. Und weil sie mit der Flasche aufgezogen wurden, sehr sozialisiert und kinderfreundlich.«
»Lamm-Paten«, die sich an den Kosten für die Lammmilch beteiligen, sind den Candinis ebenfalls willkommen. Weitere Informationen unter der Rufnummer 0521/5573317 (Anrufbeantworter).

Artikel vom 25.02.2006