27.02.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Brych und Hain helfen Arminia

Schiedsrichter verweigert BVB Elfmeter - DSC-Keeper hält das 1:0 fest

Von Dirk Schuster
Bielefeld (WB). Erst das Siegtor gegen Dortmund, dann forderten Arminias Fans von ihrem Liebling auch noch eine Zugabe. »Rübe auf den Zaun« - Kauf sollte für die Fans den Vorsänger spielen. Doch ohne die Überzeugungsarbeit von Reservetorwart Dennis Eilhoff säßen die Arminia-Anhänger wohl jetzt noch im Fan-Block, um darauf zu warten, dass Kauf sie mit einem beherzten »Humba-humba-humba-täterä« erlöst.

Es war das Outro eines Spiels, in dem ab der 45. Minute ordentlich Musik drin war. Viele der 26 601 Zuschauer in der ausverkauften SchücoArena waren längst auf dem Weg Richtung Bier- oder Bratwurstbude in dem Glauben, während der letzten Sekunden einer höhepunktarmen ersten Halbzeit unmöglich etwas verpassen zu können. Doch für einen der ersten Plätze an den Verköstigungsständen zahlten die Voreiligen einen hohen Preis: Sie verpassten die Szene des Tages. Freistoß für Dortmund, abgewehrt, ein Konter über Fatmir Vata und Bernd Korzynietz und als Krönung ein traumhafter Schlenzer ins Eck. 1:0 für Bielefeld, Torschütze Rüdiger Kauf (45.).
Es ist unbestreitbar, dass die Pausenführung der Arminen glücklich war. Und das nicht nur, weil Schiedsrichter Dr. Felix Brych beim spielentscheidenden Angriff bereits die Pfeife im Mund hatte, zum Glück der Arminen aber erkannte, dass ein Pfiff den DSC um eine riesige Torchance bringen könnte. Brych ließ weiterspielen und hatte mit seiner Entscheidung alles richtig gemacht.
Vorher hatte der Schiedsrichter aber schon ein Mal alles falsch gemacht. In der siebten Minute übersah Brych ein Handspiel, das man gar nicht übersehen konnte. Wie ein Volleyballer schmetterte Marcio Borges den Ball aus dem eigenen Strafraum, Borussia wurde um einen Elfmeter gebracht.
Abgesehen von einem Kopfball Michael Finks (43.) und dem Treffer Rüdiger Kaufs war das Borges-Handspiel der einzige Aufreger in einem zerfahrenen Derby.
Weil Dortmund jetzt gezwungen war, mehr fürs Spiel zu tun und die Arminia ihren geliebten Konterfußball aufziehen konnte, bekamen die Zuschauer nach der Pause schnellere Spielzüge und viel mehr Torraumszenen geboten. Und um ein Haar sogar einen Treffer von Delron Buckley. Doch was der Südafrikaner in der 70. Minuten vor hatte, als er sich frei vor DSC-Torwart Hain den Ball vom starken linken auf seinen schwächeren rechten Fuß legte, bleibt sein Geheimnis. Buckley durfte seit seinem Wechsel vom DSC zum BVB zum zweiten Mal durchspielen. Dass ihm irgendwo zwischen Bielefeld und Dortmund sein Selbstvertrauen abhanden gekommen ist, konnte er aber erneut nicht verbergen. Vermutlich liegt es irgendwo an der A 2 und es sei an dieser Stelle die Bitte an den Finder gerichtet, es schnellstmöglich beim Besitzer abzugeben. Sonst läuft Buckley Gefahr, einer 15-Tore-Saison in Bielefeld eine Null-Tore-Saison in Dortmund folgen zu lassen. Und das können ihm nichtmal die gönnen, die ihn am Samstag ausgepfiffen haben.
Hätte Buckley Beifall gewollt, hätte er nur in Bielefeld zu bleiben brauchen. So aber wird er vielleicht ein wenig neidisch auf Mathias Hain geblickt haben, der nach seinem Fauxpas in Lautern schon mit »Matze, Matze«-Sprechchören empfangen und am Ende sogar als Vater des Erfolges gefeiert wurde. Kringe, Wörns und Smolarek - Hain machte die Kopfbälle der drei Dortmunder zu seiner Beute, hielt Arminia so das zu Null fest. Von Heesen fiel zu des Torwarts Leistung nur eine Vokabel ein: »Überragend«. So schnell geht's: vor einer Woche ausgelacht, dieses Mal der lachende Sieger.
So wie Hain im Speziellen ergeht es der Arminia im Allgemeinen: Von Woche zu Woche wird die Tabelle aus einem anderen Blickwinkel betrachtet. Optimismus nach dem Sieg über Stuttgart, Entsetzen nach der Niederlage in Lautern. Und jetzt? Mathias Hain gibt die Antwort: »Von Platz fünf bis nach unten ist die Tabelle kurios. Wir müssen in beide Richtungen gucken. Zum weiteren Saisonverlauf eine Prognose abzugeben ist für mich unmöglich.«

Artikel vom 27.02.2006