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Minister Laumann: Pandemieplan liegt im März vor.

Grippe-Notfall: Lehrer
sollen Kranke betreuen

Land NRW will Beamte zum Hilfsdienst verpflichten

Von Ernst-Wilhelm Pape
Bielefeld (WB). Das Land Nordrhein-Westfalen rüstet sich für eine denkbare weltweite Grippe-Epedemie, eine Pandemie. Bis Ende März soll ein Notfall-Einsatzplan vorliegen.

In diesem Pandemieplan seien landesweit 80 Impfstellen vorgesehen, sagte Ulrich Lensing, Sprecher von NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU). In Ostwestfalen-Lippe sollen im Notfall sieben Impfstellen im Gesundheitsamt der Stadt Bielefeld sowie in den Gesundheitsämtern der Kreise Gütersloh, Herford, Paderborn, Höxter, Lippe und Minden-Lübbecke eingerichtet werden.
Bislang ist die Vogelgrippe eine Tierkrankheit, mit der sich Menschen nur in Ausnahmefällen infizieren können. Es sei aber nicht ausgeschlossen, dass sich der Erreger mit dem menschlichen Grippevirus mischen könnte, heißt es bei der Apothekerkammer Westfalen-Lippe. Ein solcher Erreger könnte von Mensch zu Mensch springen und eine Pandemie auslösen. Bislang gibt es dafür keine Anzeichen. Dennoch müsse man sich für einen solchen Krisenfall vorbereiten, sagte Kammersprecher Michael Schmitz.
Im NRW-Pandemieplan ist vorgesehen, dass unter anderem Lehrer sowie Beschäftigte der fünf Bezirksregierungen im Ernstfall medizinisches Personal bei Massenimpfungen unterstützen sollen. Landesbedienstete müssten damit rechnen, als Helfer bei der Versorgung von Grippepatienten verpflichtet zu werden, sagte Lensing.
Eine Impfpflicht für die Bürger werde es im Pandemiefall in NRW nicht geben. Lensing: »Wir gehen von einem hohen Eigeninteresse der Bürger aus.« Im Pandemieplan werde auch festgelegt, wann aus Ansteckungsgründen Großveranstaltungen abgesagt und Gemeinschaftseinrichtungen wie Schulen geschlossen werden müssten.
Im Ernstfall stehen innerhalb von 24 Stunden in 123 der 453 Kliniken in NRW insgesamt 1835 Isolierbetten für Quarantäne-Patienten bereit. In OWL gibt es 195 dieser Betten: St.-Josef-Hospital Bad Driburg (5), Karl-Hansen-Klinik Bad Lippspringe (41), Krankenhaus Bad Oeynhausen (6), Klinikum Lippe Bad Salzuflen (7), Klinikum Bielefeld-Mitte (6), Krankenhaus Mara Bielefeld (4), Klinikum Lippe-Detmold (7), Städtisches Klinikum Gütersloh (28), Klinikum Herford (40), Klinikum Lippe-Lemgo (10), Krankenhaus Lübbecke (14), St. Vincenz-Hospital Paderborn (24), und St. Petri-Hospital Warburg (3).
Das Land NRW lagert bis Ende 2006 für 30 Prozent der Bevölkerung Medikamentenvorräte ein. Es handelt sich um 6,35 Millionen Therapieeinheiten (Packungen). Diese antiviralen Medikamente, wie Tamiflu, würden erst im Pandemiefall eingesetzt, um Krankheitssymptome abzuschwächen und die Krankheitsdauer zu verkürzen, sagte Kammersprecher Schmitz. Innerhalb von 24 bis 36 Stunden würden landesweit alle Apotheken mit den Grippe-Arzneimitteln beliefert. Aus Sicherheitsgründen würden die Transporte dann von der Polizei begleitet. Die Medikamente seien verschreibungspflichtig. Derzeit lagerten an einem geheimen Ort bereits 1,3 Millionen Packungen, die für 7,3 Prozent der Bevölkerung reichten. Der Bestand werde ständig erhöht, sagte Lensing.
Kein Verständnis hat die Apothekerkammer für die ehemalige NRW-Verbraucherschutzministerin und Vorsitzende des Bundestags-Agrarauschusses, Bärbel Höhn (Grüne), die in einer TV-Sendung erklärt hatte, sich Tamiflu vorsorglich besorgt zu haben. Schmitz: »Das Medikament wird nur verschrieben, wenn jemand grippekrank ist. Frau Höhn trägt zur Verunsicherung der Bürger bei, wenn sie sich ohne Grund einen privaten Vorrat angelegt.« Auch das NRW-Gesundheitsministerium warnte vor Eigenbevorratung. Kommentar

Artikel vom 24.02.2006