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Weltpokal

Eine Trophäe geht auf Deutschland-Tournee

Der WM-Pokal startet eine Deutschland-Tour. Vom 11. April an können die Fans das »Allerheiligste des Weltfußballs« erstmals aus nächster Nähe bestaunen.


Als der »Jules-Rimet«-Pokal nach der Fußball-Weltmeisterschaft 1970 in Mexiko mit dem dritten Titelgewinn der Brasilianer in deren Besitz überging, gab die FIFA für die zehnte Weltmeisterschaft 1974 einen neuen Pokal in Auftrag.
Künstler aus sieben Ländern reichten 53 Entwürfe für einen neuen Weltpokal ein. Die Entscheidung fiel schließlich auf das Werk des italienischen Künstlers Silvio Gazzaniga, der in Diensten des Stabilimento Artistico Bertoni in Mailand stand.
Gazzaniga selbst beschrieb sein Werk damals so: »Aus der Basis entspringen Linien, die sich in Spiralen nach oben winden und die ganze Welt aufnehmen. Aus der dynamischen Spannung der kompakten Skulptur sind die Darstellungen zweier Spieler im bewegenden Moment des Sieges herausgearbeitet.«
Ob diese Beschreibung passt, lässt sich demnächst am Original prüfen: Meist abseits der zwölf Spielorte wird der Cup an 21 Stationen - das entspricht der Zahl der Landesverbände des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) - zu sehen sein. Zahlreiche Rahmenaktionen sollen die Besucher auf die WM einstimmen.
»Indem die Tour das Allerheiligste des Weltfußballs in die Städte trägt, ist diese Veranstaltung ein Tribut an die Fans und ihren einzigartigen Beitrag zum Fußball«, sagte Weltverbands-Präsident Joseph Blatter. Endstation der Tour mit Zwischenstopp unter anderem in Trier, Cottbus, und Lübeck wird am 26. Mai im WM-Spielort Hamburg sein. Die einzigartige Aktion steht unter dem Motto: »Ehrensache: Wir sind dabei.«
So will sich das Organisationskomitee (OK) mit der »spektakulären Kampagne bei allen ehrenamtlich tätigen Helfern in Deutschland« bedanken. »Viele Tausende leisten unschätzbare Arbeit an der Basis in den Vereinen, in den Kreisen und den Landesverbänden. Ihnen sagen wir mit dieser Aktion ein herzliches Dankeschön«, sagte OK-Chef Franz Beckenbauer.
Ohne die Bereitschaft »dieser Überzeugungstäter im besten Sinne« sei der organisierte Fußball nicht vorstellbar. Manche Karriere großer Spieler hätte nicht stattgefunden, wäre letzten Endes eine WM nicht durchzuführen, lobte das OK die Helfer.
Eingestimmt werden soll auf die Titelkämpfe mit Bühnenshows, Kleinfeld-Fußball, interaktiven Spielen und der Möglichkeit für die Fans, sich mit dem »schwer bewachten« Pokal fotografieren zu lassen. Zudem sollen Prominente aus ihrem Fußballer-Leben berichten. Noch vor dem Tour-Start wollen OK-Chef Beckenbauer und die FIFA die Repräsentanten aller zu besuchenden Städte und der Landesverbände zu einer Auftaktveranstaltung versammeln.
Der FIFA-Weltpokal bleibt stets im Besitz der FIFA und kann nicht dauerhaft von einem Land gewonnen werden. Der amtierende Fußball-Weltmeister behält den Pokal bis zur nächsten WM und bekommt dann eine Replik, die allerdings nicht wie das Original aus massivem Gold ist, sondern lediglich vergoldet.
Der jetzige Pokal ist 36 cm hoch, besteht aus massivem 18-karätigem Gold und wiegt exakt 4970 Gramm. Der Fuß enthält zwei Ringe aus Malachit, einem Halbedelstein, und bietet Platz für 17 kleinen Plaketten mit den Namen der Sieger - der Platz reicht für die Weltmeisterschaften bis 2038.

Artikel vom 01.03.2006