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Leitet den Krisenstab: Dezernet Dr. Albrecht-Peter Pohle.

Jeder neue Fall bringt die Vogelgrippe ein Stück näher

Experten betonen: Zur Hysterie besteht kein Anlass

Von Michael Schläger
Bielefeld (WB). Die Vogelgrippe hat inzwischen auch Schleswig-Holstein und die Bodensee-Region erreicht. Experten halten es nur für eine Frage der Zeit, bis Nordrhein-Westfalen betroffen ist. Auch die Stadt Bielefeld ist für den Fall der Fälle gerüstet. Doch zur Hysterie, da sind sich die Experten in der Stadt einig, besteht nach wie vor keinerlei Anlass.

Vor allem ein Übergreifen der Vogelgrippe auf den Menschen sei kaum zu befürchten, betont Dr. Ruth Delius, Leiterin des städtischen Gesundheits-, Veterinär- und Lebensmittelüberwachungsamtes. Für sie eine zentrale Botschaft: Weltweit seien bisher 170 Menschen an dem gefährlichen Vogelgrippe-Virus erkrankt, 90 überlebten die Infizierung nicht. Die »normale« Grippe fordere weltweit dagegen jährlich mehrere hunderttausend Tote.
Vor einem Jahr, als Rathaus-Dezernent Dr. Albrecht-Peter Pohle mit dem Aufbau eines städtischen Krisenstabes beauftragt worden war, hat vermutlich noch niemand daran gedacht, dass diese Einrichtung so kurzfristig von Bedeutung sein könnte. »Die Vorarbeiten kommen uns jetzt zugute«, meint Pohle. Es sei gewährleistet, dass beim Fund eines verdächtigen Tierkörpers umgehend alle Schutzmaßnahmen eingeleitet würden.
Besteht bei einem toten Vogel Verdacht auf »H5N1«, muss im Umkreis von drei Kilometern um die Fundstelle eine Schutzzone eingerichtet werden. Im Umkreis von zehn Kilometern besteht ein Beobachtungsgebiet. »Sollte eine Schutzzone eingerichtet werden müssen, werden wir darauf achten, dass das öffentliche Leben nicht über das vertretbare Maß hinaus beeinflusst wird«, betont der städtische Chef-Veterinär Dr. Hans-Helmut Jostmeyer.
Die Bielefelder Berufsfeuerwehr hat bereits geprobt, wie ein Patient mit den Symptomen einer Vogelgrippe-Infektion sicher ins Krankenhaus gebracht und dabei auch die Ansteckungsgefahr für die Mitarbeiter des Rettungsdienstes so gering wie möglich gehalten werden kann. Dazu gehört ebenfalls, dass sie spezielle Schutzanzüge mit an Bord haben. Aber auch Rainer Kleibrink, stellvertretender Leiter der Bielefelder Berufsfeuerwehr, geht davon aus, dass solch ein Einsatz die große Ausnahme bleiben wird. Dass seine Feuerwehr-Kollegen beim Einsammeln infizierter Tiere oder bei der Desinfektion eingesetzt werden könnten, hält er schon für wahrscheinlicher. »Wir lagern die notwendigen Materialien derzeit ein.«
In der kommenden Woche wird das städtische Gesundheitsamt in Zusammenarbeit mit Ärztekammer und kassenärztlicher Vereinigung eine Informationsveranstaltung für niedergelassene Ärzte zum Thema Vogelgrippe und mögliche Ansteckungsgefahren durchführen.
Veterinär Jostmeyer bittet die Bevölkerung, den Fund von totem Wassergeflügel oder von Greifvögeln zu melden. Die Kadaver von Singvögeln oder Tauben seien dabei zu vernachlässigen. Selbst wer mit einem totem Vogel aus der Risikogruppe in Berührung gekommen sein sollte, muss nicht gleich mit einer Ansteckung rechnen. Dr. Ruth Delius rät dennoch zum Abstand halten: Ein Meter Distanz, laute die offizielle Empfehlung.
l Wer tote Vögel entdeckt, kann die Fundorte beim Veterinäramt, Telefon 0521/51-2157, melden. Außerhalb der Dienstzeiten nimmt die Feuerwehr-Leitstelle, Telefon 0521/51-2301, entgegen.

Artikel vom 25.02.2006