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Wesen und Charakter erfassen

»Menschenbilder« unterhalten sich miteinander und mit dem Betrachter

Von Burgit Hörttrich
Bielefeld (WB). »Das ist zu schwierig.« Diesen Satz hat Beate Wefel, selbst Künstlerin und Kursleiterin des Lydda-Ateliers, schon häufig gehört, wenn es darum ging, Menschen zu zeichnen. In den letzten zwei Jahren hat sie in ihren Kursen verstärkt dazu angeregt, sich mit »Menschenbildern« auseinanderzusetzen.

Eine Auswahl der Arbeiten - Porträts und Selbstporträts - sind in einer Ausstellung im Künstlerhaus Lydda am Maraweg 15 zu sehen. Die Schau wird heute um 19 Uhr eröffnet.
Beate Wefel erklärt, warum Menschenbilder so viel schwieriger umzusetzen scheinen als etwa Landschaften: »Jeder weiß genau, wie ein Mensch in all seinen Proportionen aussieht.« Menschenbilder konfrontierten Künstler und Betrachter zudem mit den eigenen Idealvorstellungen. Willi Kemper, Leiter des Künstlerhauses Lydda ergänzt, ein »Menschenbild« versuche zudem, Wesen und Charakter des Abgebildeten zu erfassen: »Man muss innerlich nahe an den anderen heran gehen und sich in ihn hineinversetzen.«
Beate Wefel lud Künstler aus Bethel dazu ein, sich intensiv mit der Gestalt des Menschen zu beschäftigen. Eine große Zahl von Gesichtern, bekleidete und unbekleidete Menschen erschienen als Bleistift- oder Kohlezeichnung, als farbige Gouache oder Ölpastellzeichnung auf dem Papier. Für die Ausstellung habe man überwiegend »Köpfe« ausgewählt, sagt Beate Wefel. Und die Porträts wirkten nun fast so, als wollten sie sich unterhalten: »Miteinander und mit dem Betrachter.« Jeder Zeichner sei selbst auch Modell gewesen und habe damit die Erfahrung gemacht, längere Zeit bewegungslos zu sitzen und dabei genau betrachtet zu werden.
Die »Menschenbilder«-Angebote hätten eine eigene Dynamik gewonnen, es habe sich Begeisterung für das Thema entwickelt. Und es werde weitergehen. Ein Porträt werde nicht zwangsläufig spannend, nur weil es realistisch sei, sagt Beate Wefel: »Manchmal wird es erst dann aufregend, wenn der Künstler die menschliche Gestalt übersteigert oder verfremdet.«
An der Ausstellung, die bis zum 8. April dauert und mittwochs bis samstags jeweils von 15 bis 18 Uhr zu sehen ist, sind folgende Künstler beteiligt: Klaus Müller, Antje Brunschön, Jan Huvendiek, Ingrid Kalecinski, Karl-Heinz Melzer, Ursula Braun, Ksenia Rusan, Tanja Ruffer, Ulrich Vinke, Markus Herzel, Angelika Schmieder, Silke Ordzischewski, Thomas Ried, Isabel Schnittker und Imke Tonnat.

Artikel vom 24.02.2006