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Lyrikerin Domin stirbt nach Sturz

Einfache und zugleich eindringliche Verse waren ihr Markenzeichen


Frankfurt/Heidelberg (dpa). Die Schriftstellerin Hilde Domin, eine der bedeutendsten deutschen Lyrikerinnen, ist tot. Sie starb am Mittwoch im Alter von 96 Jahren in der Heidelberger Universitätsklinik an Herzversagen im Anschluss an einen Sturz, wie der S. Fischer Verlag mitteilte. Domin, am 27. Juli 1909 als Tochter eines jüdischen Rechtsanwalts geboren, war während der Nazi-Diktatur mit ihrem Mann Erwin Walter Palm um die halbe Welt geflohen. An ihren Stationen in Italien, Großbritannien, der Dominikanischen Republik und den USA arbeitete sie als Übersetzerin, Fotografin und Dozentin.
Ihr erstes Gedicht schrieb die Künstlerin 1951 in Santo Domingo, der Hauptstadt der Dominikanischen Republik - der Beginn ihres Lebens als Autorin, das sie als »mein zweites Leben« bezeichnete. In Anlehnung an den Namen der Stadt änderte sie ihren Namen von Palm in Domin.
Nach dem Erscheinen ihres ersten Gedichtbandes »Nur eine Rose als Stütze« im Jahr 1959 avancierte Domin innerhalb weniger Jahre zu einer der bedeutendsten Dichterinnen in Deutschland. Kritiker lobten ihre schwerelosen und sensiblen, in einfacher und zugleich eindringlicher Sprache verfassten Verse. Zu den bekanntesten zählt das Gedicht »Abel steht auf«, in dem die Schriftstellerin den in der Bibel beschriebenen Mord rückgängig macht und Kain eine zweite Chance gibt.
Der erste Prosaband der Schriftstellerin, »Das zweite Paradies«, kam 1968 heraus - ein zeitkritischer Liebesroman über Exil und Zuhause, der kontroverse Diskussionen auslöste. Anerkennung erzielte sie auch mit literaturtheoretischen Schriften.
Im November 2005 erhielt Domin die höchste Auszeichnung der Dominikanischen Republik, den »Orden del Mérito de Duarte, Sánchez y Mella, en el grado de Commendador«.

Artikel vom 24.02.2006