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Klinsmanns Signale:
Jetzt wird es ernst

Wörns wieder nicht dabei - Denkzettel an Kuranyi

Frankfurt (dpa). Mit personellen Paukenschlägen startet Jürgen Klinsmann in das erste Länderspiel des WM-Jahres gegen Italien. Trotz starker Leistungen in der Bundesliga steht Abwehrspieler Christian Wörns nach einer erneuten Nichtnominierung für den Klassiker am Mittwoch (21.00 Uhr/ARD) in Florenz vor dem WM-Aus.
Der 33-Jährige reagierte mit Rücktrittsgedanken und scharfen Vorwürfen gegen den Bundestrainer. Zugleich verpasste Klinsmann dem Schalker Kevin Kuranyi mit der Ausbootung einen Denkzettel. Klinsmann wird seine viel diskutierte Torhüter-Rotation fortsetzen. »Oliver Kahn wird in Italien spielen, wenn er gesund ist. Jens Lehmann wird am 22. März in Dortmund gegen die USA im Tor stehen«, kündigte er an.
Mit der Berufung etlicher Vereinsreservisten wie Christoph Metzelder oder Robert Huth verabschiedete sich Klinsmann von seiner ursprünglichen Vorgabe, dass Nationalspieler in ihren Vereinen Stammspieler sein müssten. »Wir richten uns in erster Linie nach unserer offensiv und aggressiv ausgerichteten Spielphilosophie. Sie dient als Leitlinie dafür, dass wir etwas reißen wollen bei der WM«, betonte der 41-Jährige. Diese Vorgaben verkörpern für ihn Huth und insbesondere Metzelder, der im Nationalteam »eine Führungsrolle« ausübe, auch wenn er in Dortmund anders als Wörns nicht erste Wahl ist.
Wörns glaubt nicht mehr an eine Chance. »Es ist link und unehrlich. Wenn ihm meine Nase nicht passt, hätte er das sagen können. Das ist eine große Ungerechtigkeit, für die ich keine Worte finde«, sagte er in Richtung Bundestrainer. »Meinen Rücktritt schließe ich nicht aus«, erklärte der 66-malige Nationalspieler.
Die Denkpause für Kuranyi gilt zunächst nur für ein Spiel. »Wir wollten ihm ein Zeichen geben, dass wir mehr von ihm erwarten. Er hat sein Leistungspotenzial in den letzten Monaten nicht abgerufen«, rügte der Bundestrainer. Seine Forderung an den Schalker: »Kevin, gib' Feuer. Dann ist er beim nächsten Mal wieder dabei.«
Die 20 nominierten Spieler, zu denen auch die vom Reservistendasein frustrierten Münchner Sebastian Deisler und Bastian Schweinsteiger zählen, bilden den WM-Kernkader. »Wir wollten ein Zeichen geben, dass es jetzt Ernst wird. Wer von den 20 aber glaubt, das ist jetzt ein Selbstläufer, schießt ein Eigentor«, sagte Klinsmann. Zittern um das WM-Ticket müssen die ebenfalls nicht berufenen Andreas Hinkel, Lukas Sinkiewicz, Thomas Hitzlsperger und Sebastian Kehl.
Das DFB-AufgebotTor: Oliver Kahn (Bayern München), Jens Lehmann (FC Arsenal); Abwehr: Arne Friedrich (Hertha BSC), Robert Huth (FC Chelsea), Marcell Jansen (Borussia Mönchengladbach), Philipp Lahm (Bayern München), Per Mertesacker (Hannover 96), Christoph Metzelder (Borussia Dortmund), Patrick Owomoyela (Werder Bremen); Mittelfeld: Michael Ballack, Sebastian Deisler, Bastian Schweinsteiger (alle FC Bayern München), Tim Borowski, Torsten Frings (beide Werder Bremen), Fabian Ernst (Schalke 04), Bernd Schneider (Bayer 04 Leverkusen); Angriff: Gerald Asamoah (FC Schalke 04), Mike Hanke (VfL Wolfsburg), Miroslav Klose (Werder Bremen), Lukas Podolski (1. FC Köln).

Artikel vom 24.02.2006