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Bayern nur kurze Zeit »Tschüs«-frei


Weyarn (WB/dpa). Die erste »Tschüs«-freie Zone Bayerns ist gestern nur von kurzer Dauer gewesen. Wenige Stunden nachdem der im Freistaat wie ein bunter Hund bekannte Dialektpfleger Hans Triebel den Weyarner Ortsteil Gotzing im Landkreis Miesbach mit Verbotsschildern zum »Tschüs«-Sperrbezirk erklärt hatte, sind die Tafeln verschwunden. »Wer der oder die Übeltäter waren, ist noch unklar«, sagte der Wirt des Traditions-Gasthauses »Gotzinger Trommel« zerknirscht. Er hält es aber nicht für ausgeschlossen, dass behördlicher Übereifer dahinter steckt. »Des is a Saubande«, tobte Triebel.
Mit seiner Aktion wollte Triebel dem in Bayern immer häufiger zu hörenden norddeutschen Abschiedsgruß endgültig den Kampf ansagen. Es stört den umtriebigen Oberbayern schon lange, dass die weiß-blaue Dialektvielfalt mehr und mehr verloren gehe. In Bayern seien allein »Pfiad di« (auf Hochdeutsch: »Behüte dich Gott«), »Habe die Ehre« oder »Servus« (übersetzt: »Ihr Diener«) beim Verabschieden üblich, schrieb er seinen Landsleuten ins Stammbuch.
Das »Tschüs«-Verbot wollte er daher auch nur auf Einheimische gemünzt wissen. »Bei Nichtbayern wird in einer Übergangszeit von einer Ahndung abgesehen.« Die von Triebel gewählte Schreibweise mit einem »s« ist laut Duden übrigens zulässig - man darf aber auch »Tschüss« schreiben.

Artikel vom 24.02.2006