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Heicks bietet
Kritiker Asyl an

Offener Brief an Gerhard Stadelmaier


Bielefeld (uj). Der bundesweit für Reaktionen sorgende Frankfurter »Theater-Eklat« geht auch an Bielefeld nicht spurlos vorbei: In einem Offenen Brief bietet Intendant Michael Heicks dem Kritiker, der in der vergangenen Woche bei einer Theaterpremiere im Frankfurter Schauspielhaus attackiert wurde, Asyl an.
Zum Hintergrund: Während der Premiere des Ionesco-Stücks »Das große Massakerspiel« hatte der Schauspieler Thomas Lawinky den FAZ-Kritiker Gerhard Stadelmaier beschimpft und ihm den Notizblock entrissen. Lawinkys Gastvertrag mit dem Schauspiel Frankfurt war daraufhin aufgelöst worden.
Michael Heicks ließ den angegriffenen Theaterkritiker nun wissen: »Wir sind der Meinung, dass hier eindeutig eine Grenze in der Verabredung über das Funktionieren von Theater überschritten wurde.« Und weiter: »Herr Stadelmaier, kommen Sie nach Bielefeld! Am Bielefelder Stadttheater wird auch nach Frankfurt unbeirrt und selbstbewusst Theater gemacht. Jeder unabhängige, kritische Geist ist uns deshalb heute und in Zukunft aufrichtig willkommen.«
Die Solidaritätsbekundung ist mit einer Einladung zur Premiere von Euripides »Elektra« am Samstag, 25. Februar, im Theater am Alten Markt verbunden. »Zwei gute, sichere Plätze sind an der Abendkasse für Sie bereits reserviert«, lockt Heicks den als Kritiker gefürchteten Stadelmaier nach Bielefeld.
Im Gegenzug hat sich Heicks' Berliner Kollege Claus Peymann mit dem geschassten Schauspieler Lawinky solidarisiert und ihm eine feste Stelle im Berliner Ensemble angeboten.

Artikel vom 24.02.2006