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Detailliebe mit
abstraktem
Formenwillen

Dohrmann-Werke im Arbeitsgericht

Bielefeld (uj). Die Auseinandersetzung mit der Natur ist die Triebfeder seiner Arbeit. Unter dem Titel »Den Steinen eine Seele geben« sind derzeit Aquarelle, Zeichnungen und Radierungen von Helmut Dohrmann im Arbeitsgericht zu sehen.

Dohrmann, 1950 in Norddeutschland geboren, studierte von 1973 bis 1977 Freie Grafik an der Folkwangschule in Essen. Er gehört zu jenen Künstlern, die sich in ihrer Auffassung von Kunst unbeeindruckt von der mehr oder weniger schönen »Sinnlosigkeit« der heutigen Avantgarde zeigen und ihre eigene ganz unverwechselbare Handschrift entwickelt haben. Einer, der sich der Einordnung in kunsthistorische Schubladen wie »Naturalist« oder »Strukturalist« entzieht und ganz einfach eine neue Schublade aufmacht.
Dabei beseelt ihn der Gedanke der Einheit von Mikrokosmos und Makrokosmos und das Gefühl der Präsenz großer Kräfte, die in den Naturdingen erscheinen. Er möchte das Schöpferische in der Natur mit den Mitteln der Kunst durchdringen.
Seit Dohrmann Mitte der 80er Jahre auf Wanderungen durch den Harz seine ersten magischen Momente mit Felsen erlebte, verfügt er über die Möglichkeit, seine Liebe zum Detail mit einem abstrakten Formwillen zu durchdringen, den er den geologischen Strukturen entlehnt. Die Struktursysteme von Schieferbänken führten ihn zu einer künstlerischen Synthese von wirklichkeitsbezogenen und abstrakten Tendenzen.
Durch die Wahl der Ausschnitte aus der Natur und ungewöhnliche Perspektiven gelingt es ihm zum Beispiel, das Wesen zerbröckelter Tonschieferstücke sichtbar zu machen oder kleine Gesteinsstücke wie überdimensionale Blöcke alter Hochkulturen erscheinen zu lassen. Gesteinsplatten weiten sich zu Landschaften und solitäre Felsen sind wie magische Gegenstände ins Bild gesetzt. Verzaubernd wirkt die strukturierte Farbigkeit der großformatigen Aquarelle aus seinem neuen Valle- Verzasca-Projekt, die vom »Aqua Verde« des gleichnamigen Tessiner Tales inspiriert sind.
Die Ausstellung läuft noch bis zum 21. April und kann montags bis freitags jeweils in der Zeit von 7.30 bis 15.30 Uhr besichtigt werden.

Artikel vom 27.02.2006