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Frühling in der Wirtschaft

Stimmung hellt sich auf -ÊAuswirkungen auf Arbeitsmarkt fraglich

Von Bernhard Hertlein
Bielefeld (WB). Wirtschaft und Verbraucher sind derzeit in bester Stimmung. Das gilt sowohl für Ostwestfalen als auch allgemein für Deutschland. Unklar ist, ob neben der Konjunktur auch der Arbeitsmarkt profitiert.

In Ostwestfalen hat die Industrie- und Handelskammer (IHK) zu Bielefeld nach Angaben ihres Präsidenten Herbert Sommer bei einer Umfrage Ende Januar den höchsten Wert seit Einführung des Konjunkturklima-Indikators 1998 ermittelt. In Zahlen stieg der Wert seit der Frühjahrsumfrage 2005 von 111 auf 126 und in der Industrie sogar auf 128 Punkte. Prägten im vorigen Jahr noch vorrangig die positiven Zukunftserwartungen das Konjunkturklima, so sind die Unternehmen nun erstmals seit langer Zeit auch mit der aktuellen Geschäftslage zufrieden.
Der Anteil der Industriefirmen in Ostwestfalen, die in diesem Jahr bessere Geschäfte erwarten, kletterte Sommer zufolge im Vergleich zum Vorjahr von 24 auf 42 Prozent. Ebenfalls 42 Prozent gehen davon aus, auch im Inland mehr verkaufen zu können; vor einem Jahr waren es nur 29 Prozent.
Mit einigen Ausnahmen bei der Metall- und Elektroindustrie geht Sommer allerdings nicht davon aus, dass die Investitionen der ostwestfälischen Wirtschaft noch in diesem Jahr auch in neue Arbeitsplätze münden. Die Unternehmen hätten noch zu große Kapazitäten ungenutzt, die sie nun zu Beginn des Aufschwungs zuerst auslasten würden. Nur 18 Prozent wollten Personal einstellen, 34 Prozent dagegen sogar Mitarbeiterstellen abbauen. Vielleicht, so äußerte Sommer, würde 2007 auch der Arbeitsmarkt entlastet. Ein Risiko stelle jedoch die für diese Zeit geplante Mehrwertsteuererhöhung dar.
Noch optimistischer äußerten sich gestern die Experten des Münchner Ifo-Instituts. Deren Geschäftsklima-Index kletterte im Februar für das gesamte Bundesgebiet überraschend von 101,8 auf 103,3 Punkte. Dies ist der höchste Wert seit 15 Jahren. Die gute Stimmung werde sich bald auch in wirtschaftlichen Wachstumszahlen und sogar in neuen Arbeitsplätzen niederschlagen.
Das Frühlingserwachen 2006 scheint sogar auf den Einzelhandel überzugreifen. Die Nürnberger Gesellschaft für Konsumforschung erklärte, die Stimmung der Verbraucher sei so stabil wie seit Jahren nicht mehr. Für März 2005 erwarte man einen Anstieg von 4,6 auf 4,8 Punkte.
In den Chor derer, die in diesem Jahr eine deutlich verbesserte Wirtschaftslage erwarten, stimmte gestern auch die Volksbank Bad Oeynhausen-Herford ein. Bankdirektor Walter Bernsmeier zitierte aus einer Umfrage unter 300 kleinen und mittelständischen Unternehmen der Region, wonach sich sowohl die Einschätzung der aktuellen Lage als die Erwartungen an den Geschäftsverlauf 2006 spürbar aufgehellt haben. Besonders in der Bauwirtschaft würden alle bisherigen Erwartungen übertroffen. Fast jeder zweite Betrieb -Êgenau: 48 Prozent -Êberichte von »anziehenden Geschäften«.
Ähnliches gilt laut Bernsmeier für den regionalen Einzelhandel. 42 Prozent der Firmen rechneten mit einer verbesserten Geschäftslage, nur vier Prozent mit rückläufigen Umsätzen.Wirtschaft

Artikel vom 24.02.2006