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Wir sind Partner bei der Verbreitung der Wahrheit


Von Präses Alfred Buß,
Evangelische Kirche von Westfalen
Eine Regionalzeitung, eine Lokalzeitung, eine Heimatzeitung: Das WESTFALEN-BLATT spielt in Bielefeld und weit darüber hinaus eine markante Stimme im Konzert der Medien. Zum 60. Geburtstag gratuliere ich herzlich.
Kirche, das ist ihr Auftrag von Anbeginn, gibt die gute Nachricht weiter. Sie kommuniziert das Evangelium, die befreiende Botschaft von Gottes Liebe und Zuwendung zu den Menschen. Eine anspruchsvolle und schöne Aufgabe: Wir verkündigen das Beste, das es gibt auf der Welt.
Das tun wir auf der Kanzel, im vertraulichen Gespräch, in der Diakonie, im Unterricht. Oder in den Medien. Das Geistliche Wort im WDR, morgens zwischen Rasieren und Kaffeekochen gehört, die Besinnung zu Ostern oder Pfingsten im WESTFALEN-BLATT, am Frühstückstisch gelesen: Hier treten die Medien tatsächlich in den Dienst des Auftrags der Kirche, der über sie selbst hinaus weist.
Natürlich wird das eine Zeitung, die ja ein Wirtschaftsunternehmen ist und ihre Leser im Blick haben muss, nicht einzig und allein aus christlicher Überzeugung tun. Aber ohne christliche Überzeugung täte sie es wohl auch nicht. Dafür sind wir dankbar.
Dankbar sind wir aber auch für etwas anderes, das dem ureigenen Auftrag der Zeitung entspricht: die wache, sorgfältige, kritische und faire Berichterstattung über das, was uns als Kirche beschäftigt, was wir treiben und was uns treibt, was wir tun, planen und erstreben.
Dabei gilt: Nicht alles, was uns wichtig ist, kommt in die Zeitung. Und nicht alles, was über uns in der Zeitung steht, erfreut uns. Das kann nicht anders sein, denn die Zeitung folgt journalistischen Gesetzmäßigkeiten. Die Zeitung, auch das WESTFALEN-BLATT, ist weder unser Sprachrohr noch Dienstleister (außer im Anzeigengeschäft), sondern unser Partner.
Wir haben es hier mit einem aufgeschlossenen, sachkundigen Partner zu tun, der ein hohes Interesse an Kirche, Glauben und Religion hat. Gelegentlich bekommen wir auch zu spüren, dass dieser Partner mit allen journalistischen Wassern gewaschen ist.
Um unserem Auftrag gerecht zu werden, der Kommunikation des Evangeliums in einer pluralen und säkularen Gesellschaft, brauchen wir diese partnerschaftliche Zusammenarbeit mit den Medien. Und das geht nicht ohne Ehrlichkeit. Sie ist schließlich ein biblisches Gebot. Aber auch ein Gebot der Klugheit: Wer nur den schönen Schein verkaufen will und dabei auf die Wahrheit keine Rücksicht nimmt, wird bald feststellen, dass ihm niemand mehr etwas abkauft.
Wollen wir als Kirche eine »gute Presse«? Gewiss. Doch sie kann nur so gut sein, wie wir wirklich sind. Aber bitte auch nicht schlechter. Was wir also wollen und erwarten, ist eine ehrliche Presse. Die ihrer Informations- und Chronistenpflicht nachkommt und dabei allen Seiten Gerechtigkeit widerfahren lässt, ohne es immer allen recht machen zu wollen. Die Hintergründe beleuchtet und Zusammenhänge auffächert, auch wenn sie nicht im Trend liegen. Die auch mal Geschichten gegen den Strich bürstet. Die klar Position bezieht und dies sauber begründet. Der man die Neugier auf die Vielfalt des menschlichen Lebens anmerkt. Die etwas von der Buntheit dieses Lebens widerspiegelt.
Mit 60 Jahren setzt mancher sich zur Ruhe. Ich wünsche dem WESTFALEN-BLATT, dass es noch lange aktiv bleibt - als eigenständige Stimme im ostwestfälischen Medienkonzert.

Artikel vom 15.03.2006