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Kriegsverbrecher Mladic

Belgrad muss sich entscheiden


Es wird Zeit, dass die Europäische Union das unwürdige Verwirrspiel um den serbischen Kriegsverbrecher Ratko Mladic beendet. Es sollte nicht nur eine weitere Warnung an Belgrad sein, wenn Erweiterungskommissar Olli Rehn jetzt eine Frist setzt, bis der Verantwortliche des Massakers von Srebenica verhaftet ist. Die EU muss die Verhandlungen über eine Annäherung Serbiens an die EU auf jeden Fall und für längere Zeit aussetzen, wenn der Ex-General bis zu diesem Zeitpunkt nicht an das Haager Kriegsverbrechertribunal ausgeliefert worden ist.
Lange genug hat die serbische Regierung die EU an der Nase herumgeführt. Immer wieder gab es Meldungen, die Verhaftung des »Schlächters von Srebenica« stehe unmittelbar bevor, doch jedesmal war es ein Fehlalarm. Auch jetzt heißt es wieder, Mladic sei auf der Flucht und werde bald gefasst.
Tatsache ist aber doch: Mladic war nie auf der Flucht. Geschützt von der Armee und geduldet von der Regierung hat er all die Jahre unbehelligt in Serbien gelebt, ist oft sogar in Belgrad gesehen worden.
Die serbische Regierung und das serbische Volk müssen sich nun endgültig entscheiden, was sie wollen: sich auf den Weg nach Europa machen und damit Aussichten auf eine bessere Zukunft haben - oder weiterhin den nationalistischen Träumen nachgehen, in Mladic einen Nationalhelden sehen und sich damit auf längere Zeit in Europa isolieren. Dirk Schröder

Artikel vom 24.02.2006