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Markthalle eingestürzt

Dutzende Tote nach schwerem Unglück in Moskau

Moskau (dpa). Beim Einsturz einer großen Markthalle in Moskau unter tonnenschwerer Schneelast sind gestern Dutzende Menschen ums Leben gekommen. Rettungskräfte suchten in den Trümmern nach Überlebenden, die sich mit Klopfzeichen oder Rufen bemerkbar gemacht hatten.

Bis zum Abend wurden 56 Tote und 31 Verletzte aus den Trümmern geborgen. Flammen und starker Rauch erschwerten die Arbeiten. Als das Stahlbeton-Dach am frühen Morgen einstürzte, hatten sich nach Schätzungen zwischen 100 und 150 Menschen in dem Gebäude aus den 70er Jahren aufgehalten.
Beißender Gestank von verschmortem Plastik behinderte am Nachmittag die Arbeit der Spürhunde. Möglicherweise löste Funkenschlag von elektrischem Schneidwerkzeug das Feuer aus. Der Brand sei an Stellen ausgebrochen, wo keine Verschütteten mehr vermutet würden, sagten Rettungskräfte. Mit Hilfe ihrer Mobiltelefone gaben einige der Verschütteten Lebenszeichen. Nach Behördenangaben werde die Beseitigung der Trümmer noch »mindestens drei Tage« dauern.
Der Unfall ereignete sich gegen fünf Uhr Ortszeit (drei Uhr MEZ), als sich fast nur Angestellte des Marktes im Gebäude aufhielten. Weil in Russland der »Tag des Vaterlandsverteidigers« gefeiert wurde, waren nur wenige Kunden so früh schon auf den Beinen.
Ein starkes Polizeiaufgebot riegelte den Unfallort weiträumig ab. Hunderte Angehörige der Vermissten mussten mit Gewalt daran gehindert werden, auf das Gelände zu stürmen. Notärzte übernahmen die Erstversorgung der Geretteten, die mit Knochenbrüchen und anderen schweren Verletzungen in Kliniken gebracht wurden.
Der Moskauer Bürgermeister Juri Luschkow schloss am Unfallort einen Terroranschlag aus. Hauptursache sei vermutlich die schwere Schneelast. In der Nacht hatte es stark geschneit.
Ermittler der Staatsanwaltschaft schlossen auch eine unsachgemäße Nutzung des Gebäudes oder einen Konstruktionsfehler nicht aus. Die Markthalle und auch das vor zwei Jahren im Süden Moskaus eingestürzte Erlebnisbad »Transvaal« - damals starben 28 Menschen bei dem Unglück - waren von dem selben Architekten, Nodar Kantscheli, entworfen worden. »Offensichtlich lag sehr viel Schnee auf dem Dach, den niemand weggeräumt hat«, sagte der Architekt. Im Gegensatz zum »Transvaal«-Spaßbad sei das Dach des Marktes nach unten gewölbt gewesen »wie ein Teller«.

Artikel vom 24.02.2006