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Gedanken, Gedichte und Gemälde

Claudia Künzel ganz privat - die andere Seite der Langläuferin

Turin (dpa). Unerbittlich im Wettkampf, einfühlsam und sensibel im Privatleben: Nur wenige Hochleistungssportler polarisieren so stark wie Skilangläuferin Claudia Künzel.

Die Oberwiesenthalerin gilt als schwierig bei Trainern und Sportlern, ihre Freunde und Fans lieben die kluge, ruhige und in sich gekehrte Frau aus Oberwiesenthal. 16 Jahre betreibt die inzwischen 28-Jährige Langlauf, in den Tagen von Turin erlebte sie ihre Sternstunde: Silber im Sprint - ihre erste Einzelmedaille bei Olympischen Spielen, der Höhepunkt der Karriere. Wichtiger als das Staffel-Gold vor vier Jahren in Salt Lake City, wichtiger als der WM-Titel 2003, wichtiger als Staffel-Silber am Samstag in Pragelato.
Claudia Künzel ist eben anders. Allein die Tatsache, dass sie stets ein Bücherarsenal sowie Zeichenblock, Bleistift und Zeichenkohle auf Reisen dabei hat, unterscheidet sie von ihren Teamkollegen. Sie kann fünf Bücher gleichzeitig lesen. Und die sind noch aus unterschiedlichen Genres.
»Ich lenke mich damit vom Sport ab. Wenn man so lange unterwegs ist wie wir, braucht man Abwechslung«, begründete Künzel ihre Zurückgezogenheit.
Und sie dichtet auch. Auf ihrer Homepage (www.claudia-kuenzel.de) steht der Text: »Dem Atem lauschen, wenn es lauter wird, dem Kribbeln nachfühlen, wenn es den Körper flutet. Immer wieder staune ich über dieses Gefühl, das so unerwartet heftig und angenehm ist und doch bei Licht einfach nur nach elendiger, unansehnlicher Qual aussieht.«
Der innere Kampf der zierlichen, 1,68 Meter großen Sportsoldatin wird auch in ihren kleinen Gemälden deutlich. Schwarz-weiße Bilder, oftmals Aktzeichnungen, die viele Fragen über das Leben stellen und keine eindeutigen Antworten geben.

Artikel vom 24.02.2006