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Rekonstruktionvon Adern nicht
nur durch OP

13. Ostwestfälisches Gefäßsymposium

Bielefeld (sas). Das Einsetzen eines stützenden Metallgitters, eines Stents, gilt bei einem Aneurysma (der krankhaften Erweiterung) der Bauchschlagader als Alternative zur offenen Operation. Der Vorteil: Der Bauch muss nicht geöffnet werden, der Patient ist schnell wieder mobil. Allerdings: Das Setzen eines Stents ist drei- bis sechsmal so teuer wie die konventionelle Operation, und der Eingriff muss häufig wiederholt werden.

Das Verfahren wird daher wohl beim 13. Ostwestfälischen Gefäßsymposium, das am Freitag und Samstag in der Stadthalle stattfindet, heiß und kontrovers diskutiert werden. Erwartet werden 250 bis 300 Mediziner - Gefäßchirurgen, Angiologen, Internisten, Neurologen und Radiologen -, die wissenschaftliche Leitung hat Prof. Dr. Johannes O. Jost, Chefarzt der Chirurgischen Klinik I des Franziskus Hospitals.
»Das Problem bei der Implantation eines Stents ist, dass nur in acht bis zehn Prozent der Fälle das Aneurysma tatsächlich beseitigt wird«, erklärt er. In allen anderen Fällen bleibt eine Aussackung, die aber durch die Kunststoffhaut, die das Stent umgibt, quasi abgedichtet ist und in der kein Blut steht. »Weil die Prothese sich aber quasi in einem Hohlraum befindet, bewegt sie sich mit jedem Pulsschlag - also etwa 60mal in der Minute.« Das aber hält kein Stent auf Dauer aus. »Das Werkstoffproblem ist schlicht noch nicht gelöst.«
Durchgängiges Thema des Symposiums ist die Frage, wie Gefäße rekonstruiert werden können - egal, ob es sich um die Verengung der Halsschlagader oder Krampfadern handelt. Die können ein rein kosmetisches Problem sein, ebenso aber Ausdruck schwerer Durchblutungsstörungen; eine Therapie kann die Verödung mittels Laser sein. »60 bis 70 Prozent der Erwachsenen haben Veränderungen an den Venen«, sagt Jost. Warnzeichen sind neben den Krampfadern dicke Füße, Schmerzen oder ein Schweregefühl in den Beinen. »Wir sitzen zu viel und bewegen uns zu wenig«, nennt der Arzt als Hauptursache und mahnt: »Bewegung ist das A und O« - bei Venenleiden ebenso wie bei Durchblutungsstörungen aufgrund verengter Arterien.
Ihr Augenmerk wollen die Mediziner auch auf die Folgen der Zuckerkrankheit für das Gefäßsystem richten. Gerade Diabetiker neigen zu Durchblutungsstörungen, haben zudem oft Empfindungsstörungen an den Füßen. Verletzungen werden dann zu spät erkannt, Wunden heilen nur schwer, Gewebe stirbt ab, und am Ende steht nach wie vor immer noch in vielen Fällen die Amputation von Zehen, Füßen oder Beinen. Auch dies, die Amputationen und die Frage, ob sie teilweise zu verhindern wären, soll diskutiert werden. Und auch hier erwartet Jost Streitgespräche.

Artikel vom 23.02.2006