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Grauenhafte Zustände

Haftstrafe für Eltern von toter Michelle (2)


Hamburg (dpa). Für den Tod der kleinen Michelle und die Vernachlässigung ihrer fünf Geschwister hat das Hamburger Landgericht die 29-jährige Mutter und den 35-jährigen Vater der Kinder gestern zu je drei Jahren Haft verurteilt. Die zweieinhalbjährige Michelle war im Sommer 2004 in der völlig verdreckten Wohnung der Familie in Hamburg an einem Hirnödem als Folge einer Mandelentzündung gestorben, ohne dass die Eltern Hilfe geholt hatten. Nach Überzeugung der Richter hatten die Eltern vor Michelles Tod fast 24 Stunden nicht nach ihrer kranken Tochter geschaut.
Michelles Eltern hatten vor Gericht eingeräumt, bis auf ein Baby die weiteren fünf Kinder und die Wohnung der Familie schon lange vor Michelles Tod vernachlässigt zu haben. »Die Zimmer waren in einem Zustand, der für Menschen unbewohnbar war«, meinte der Vorsitzende Richter. Michelle und ihre Geschwister wurden in Räume eingesperrt, in denen sie ihre Notdurft auf dem Boden verrichteten, die Wände von Schimmelpilz befallen waren, Tausende Fliegen schwirrten. Sie kannten weder Dusche noch Zahnbürste.
Das Sorgerecht für die Kinder ist den Eltern entzogen worden. Mitte März erwartet die 29-Jährige ihr siebtes Baby.

Artikel vom 23.02.2006