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»Die Shakespeare-Büste ist echt«

Anglistin hält Bildhauer Nicholas Stone für den Schöpfer der Plastik

Darmstadt (dpa). Die Mainzer Wissenschaftlerin Hildegard Hammerschmidt-Hummel kann nach eigenen Angaben die Echtheit einer zu Lebzeiten William Shakespeares entstandenen Büste des Dichters beweisen.
Die berühmte Davenant-Büste von William Shakespeare. Foto: dpa

Mit Hilfe neuester wissenschaftlicher Methoden und lange Zeit unbekannter Quellen habe sie die Herkunft der bisher für gefälscht gehaltenen Terracotta-Plastik nachverfolgen können, sagte die Anglistin in Darmstadt. Die so genannte Davenant-Büste, die in einem noblen Londoner Club verwahrt wird, müsse »wegen ihrer Exaktheit im Detail nach einer Lebendmaske und nach dem Lebendmodell« entstanden sein.
Damit wäre sie die einzige bekannte Shakespeare-Plastik, die nach dem lebenden Modell gefertigt wurde. Hammerschmidt-Hummel datiert die Entstehung des Kunstwerkes in ihrem gestern vorgestellten Buch »Die authentischen Gesichtszüge William Shakespeares« auf das Jahr 1613. Als ihren Schöpfer identifiziert sie Nicholas Stone, einen wichtigen englischen Bildhauer des 17. Jahrhunderts. Bislang schrieb die Forschung das Werk dem Franzosen Louis François Roubiliac zu und datierte es auf etwa 1758.
Kunsthistoriker, Mediziner und Spezialisten des Bundeskriminalamts hätten »frappierende Übereinstimmungen« bis in kleinste Detail mit anderen authentischen Darstellungen des Dichters (1564-1616) aufgezeigt, sagte Hammerschmidt-Hummel. Besonders aufschlussreich seien auffällige Krankheitsmerkmale in dessen Gesicht, die sich in allen wichtigen Porträts wiederfänden. Die lebensechte Darstellung solcher Entstellungen habe dem Geschmack des 17. Jahrhunderts entsprochen. Auch in schriftlichen Quellen fänden sich Hinweise auf Krankheiten des Dichters.

Artikel vom 23.02.2006