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»Einschnitt in meinem Leben«

Bremens Torwart Reinke äußert sich nachdenklich

Bremen (dpa). Gut zwei Wochen nach dem Horror-Unfall im Bundesliga-Spiel beim VfB Stuttgart denkt Andreas Reinke schon wieder an eine Rückkehr auf den Fußballplatz.
Allerdings lässt der Torwart von Werder Bremen im Rückblick auf die Szene in der 82. Minute auch nachdenkliche Töne anklingen. »Ich hätte behindert sein können«, sagte Reinke. Zum ersten Mal nach dem Zusammenprall mit dem Stuttgarter Martin Stranzl, bei dem er sich schwere Gesichtsverletzungen zugezogen hatte, präsentierte sich der Stammkeeper wieder in der Öffentlichkeit.
Der 37-Jährige, der sich die Szene bis heute nicht im Fernsehen angeschaut hat, erlitt einen mehrfachen Nasenbruch und einen Trümmerbruch des Stirnbeins. Doch der Bremer Torhüter hatte Glück, dass Knochensplitter nicht auch noch die Hirnhaut beschädigt haben. »Die Ärzte haben mir gesagt, dass sie so brutale Brüche nur nach Autounfällen gesehen haben, bei denen Leute vor einen Baum gefahren sind«, berichtete Reinke: »Das war sicher einer der heftigsten Einschnitte in meinem Leben.«
Schließlich war unmittelbar vor der Operation nicht klar, in welchem Zustand Bremens Nummer eins nach dem Eingriff aufwachen würde. Reinke musste sogar Vorkehrungen für die Zukunft treffen. »Ich habe die Schwester um einen Zettel und einen Stift gebeten, um ein paar Gedanken an meine Familie und Freunde aufzuschreiben und einige Dinge zu regeln«, erklärte Reinke. »Das war mir wichtig, bevor ich vielleicht nicht mehr weiß, wer ich bin.«
Zum Glück verlief die Operation aber ohne Komplikationen, auch wenn Reinke danach eine schwere Zeit durchmachte. »Die erste Woche nach der Operation war die schlimmste. In dieser Zeit war ich kaum in der Lage, mehr als drei Worte zu sprechen. Mein Kopf war doppelt so dick.« Nach Bremen zurückgekehrt denkt der Torhüter bereits wieder an eine Rückkehr auf den Fußballplatz. »Seit ich das erste Auge nach der Operation öffnen konnte, habe ich nicht ein Mal ans Aufhören gedacht.«
Mit einer Spezialmaske will er noch vor Ablauf der von den Ärzten prognostizierten sechs Wochen Pause ins Training einsteigen. Angst hat Reinke nicht. »Ich bin sicher, dass ich das auf Grund meiner Erfahrung besser verarbeite, als ein junger Spieler.«

Artikel vom 25.02.2006