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Pfeilschneller Odonkor steht
sich noch zu oft selbst im Weg

Ein Bünder in Bielefeld: Borussias Angreifer will endlich wieder treffen

Von Jan Lüdeke
Bielefeld (WB). Die Defensivabteilung des SV Werder Bremen hatte am vergangenen Wochenende immer wieder Probleme, den schnellsten Bundesligaprofi in den Griff zu bekommen. David Odonkor ist kaum zu bremsen, wenn seine Dortmunder Mitspieler einen langen Ball auf die rechte Angriffsseite schlagen. Kein Wunder, läuft der Sohn eines Nigerianers und einer Deutschen die 100 Meter doch in weniger als elf Sekunden.

Geboren wurde David Odonkor, der am Dienstag seinen 22. Geburtstag feierte, in Bünde, wo er bis zu seinem Wechsel 1998 zur Borussia in der Jugend des Bünder SV kickte. Verwunderlich, dass Odonkor trotz der Nähe zu Bielefeld nie beim DSC landete. So richtig erklären kann er sich das selber nicht: »Ich weiß nicht, wieso Arminia mich nicht entdeckt hat. So hat mich halt der BVB entdeckt. Und jetzt bin ich froh, in Dortmund zu sein.«
Keine Frage, die Partie an diesem Samstag hat für den 1,72 Meter großen Flügelflitzer einen besonderen Stellenwert. Die Familie hielt bis zum Wechsel zur Borussia dem DSC die Daumen. »Außerdem komme ich aus der Gegend, kenne noch viele Leute von früher«, erzählt Odonkor, der sich für das Westfalen-Duell nichts Besonderes vorgenommen hat: »Ich bin gespannt, ich will einfach nur gut spielen.«
Dass dem deutschen U21-Nationalspieler das gelingt, daran wollen die Bielefelder ihn natürlich hindern. Bleibt die Frage, wie Arminia-Coach Thomas von Heesen das anstellen will. »Uns ist klar: Dortmund hat die Waffe Odonkor. Und Odonkor verfügt über die Waffe Schnelligkeit«, sagt von Heesen, der allerdings schon ein Mittel parat hält, Dortmunds Nummer elf in den Griff zu bekommen: »Wir müssen Odonkor das Leben schwer machen und ihm 90 Minuten lang auf den Füßen stehen.« Wenn möglich solle der Spieler gedoppelt werden. Trainer von Heesen schreibt seinem linken Verteidiger Markus Schuler eine »wichtige Schlüsselaufgabe« für das Spiel zu.
Die große Stärke von Odonkor, den das Fachmagazin »kicker« einst den »Ben Johnson der Bundesliga« nannte, ist zweifelsohne seine außergewöhnliche Schnelligkeit. Sein größtes Problem ist wohl er selbst. So war nach der Partie gegen Werder Bremen auf der Homepage des BVB zu lesen, Odonkor habe sich nur selbst stoppen können. Damit konfrontiert muss der Spieler lachen: »Das stimmt wohl.«
Um in seiner Entwicklung nicht zu stagnieren, muss der 22-Jährige an seinen offensichtlichen Schwächen arbeiten. Zwei Tore in bislang 61 Bundesligaeinsätzen sind für einen Offensivspieler indiskutabel. Und auch die letzte Präzision bei Flanken oder finalen Pässen vor dem gegnerischen Tor lassen noch zu wünschen übrig.
Den Arminia-Anhängern wäre es natürlich recht, wenn die Ladehemmung des kleinen Kraftpakets noch ein wenig anhalten würde. Seit nunmehr acht Spielen war Odonkor an keinem Treffer seines Teams beteiligt. Doch, ob der Knoten am Samstag platzen wird, interessiert Odonkor nur sekundär. »Ich hoffe zwar, bald mal wieder zu treffen oder eine Vorlage zu geben. Aber die Hauptsache ist, dass die Mannschaft erfolgreich ist«, übt sich der Angreifer in Zurückhaltung.
Im Sturm hat Odonkor mit einer Ausnahme immer gespielt. In der vergangenen Saison wurde er in der Partie gegen den FC Bayern München als rechter Part der Viererabwehrkette erprobt. »Das war ganz gut«, erinnert sich der Bünder, »aber ich bin kein Verteidiger, ich bin Angreifer.«
Der Trend in der Bundesliga ging in den vergangenen Jahren zunehmend dahin, Flügelstürmer zu Außenverteidigern umzuschulen. Ein Beispiel ist der Armine Bernd Korzynietz. Doch, dass Odonkors Zukunft bei anhaltender Erfolgslosigkeit im Abschluss auf der rechten Defensivposition liegen könnte, »daran habe ich noch keinen Gedanken verschwendet. Aber wenn mich der Trainer hinten rechts aufstellt, dann spiele ich natürlich auch dort.«

Artikel vom 25.02.2006