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Vater getötet: Sohn
schweigt vor Gericht

Bluttat nach Streit um Drogenkonsum

Von Hubertus Hartmann
Paderborn (WB). »Ich hasse dich, ich schneide dir die Kehle durch«. Mehrfach soll der 21-jährige Zerdect B. aus Paderborn diese Drohung gegen seinen eigenen Vater ausgestoßen haben.

Am 6. Juli vergangenen Jahres lag Maavi B. (36) blutüberströmt in seiner Wohnung - durch mehrere Messerstiche getötet, der Kopf beinahe vollständig vom Körper getrennt. Die Tatwaffe, ein Fleischermesser, fand die Polizei neben der Leiche. Es war zwei Wochen zuvor aus der Küche der Familie verschwunden.
Als mutmaßlicher Vatermörder muss sich Zerdect B. seit gestern vor dem Paderborner Landgericht verantworten. Obwohl alle Indizien - Zeugenaussagen, DNA- und Blutspuren - gegen ihn sprechen, hat der Angeklagte die Tat stets bestritten. Im Prozess schweigt er.
Nach Einschätzung eines psychiatrischen Sachverständigen leidet B. seit Jahren an einer schizophrenen Störung. Staatsanwalt Ralf Vetter geht deshalb von erheblich verminderter Schuldfähigkeit aus.
Auslöser der grauenvollen Bluttat waren offenbar monatelange Streitigkeiten in der Familie. Die Eltern hätten ihrem Sohn ständig Vorwürfe wegen seines Drogenkonsums gemacht und sich geweigert, ihm Geld zu geben. Zerdect sei sei immer aggressiver geworden, habe sich entgegen der jesidischen Kultur als Familienoberhaupt aufgespielt, wirres Zeug geredet, Vater, Mutter und seine Schwestern beschimpft und geschlagen, berichten die Familienangehörigen. Wiederholt sei die Polizei zur Hilfe gerufen worden. Im September 2003 verhängte das Gericht sogar ein zweimonatiges Hausverbot gegen Zerdect.
Dass der Gelegenheitsarbeiter seine Morddrohungen gegen den Vater aber wirklich in die Tat umsetzen würde, damit hatte die Familie nicht gerechnet.
Mehrere Geschwister und die Mutter Güli B. (42) treten im Prozess als Nebenkläger auf. Insgesamt sollen 24 Zeugen gehört werden.

Artikel vom 23.02.2006