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Im Nebel behält
Anja Pärson den
Gold-Durchblick

Gerg erreicht Slalom-Platz sieben

Turin (dpa). Annemarie Gerg ist im Nebel-Slalom von Sestriere an der insgeheim erhofften Medaille vorbeigefahren. Anja Pärson dagegen behielt den Durchblick und erfüllte sich nach ihren Bronzemedaillen in Abfahrt und Kombination endlich den Traum vom Gold.
In überlegener Manier feierte die Doppel-Weltmeisterin aus Schweden in 1:29,04 Minuten den Sieg vor den Österreicherinnen Nicole Hosp (1:29,33) und Marlies Schild (1:29,79). Vierfach-Olympiasiegerin Janica Kostelic (1:29,94) aus Kroatien musste sich mit Platz vier zufrieden geben.
Annemarie Gerg aus Lenggries fehlten als Siebte bei dem Flutlichtrennen unter widrigen Bedingungen am Ende 1,10 Sekunden auf die Bronzemedaille. »Es ist schade, denn es war möglich. Ich bin schon ein wenig enttäuscht. Ich hatte zwei Riesenpatzer, da wusste ich, das war's«, sagte die 30-Jährige. Monika Bergmann-Schmuderer aus Lam kam auf der tückischen Piste »Giovanni Alberto Agnelli« nicht zurecht und landete abgeschlagen auf Rang 15. Martina Ertl-Renz war schon im ersten Durchgang ausgeschieden.
Damit droht den deutschen Alpinen erstmals seit 22 Jahren eine Olympia-Nullnummer. Zuletzt waren sie 1984 in Sarajewo ohne Medaille geblieben. Vor vier Jahren hatte nur Ertl als Kombinations-Dritte Edelmetall gewonnen.
Auch wenn Annemarie Gerg am ersehnten Edelmetall vorbei wedelte, die Tapferkeitsmedaille hatte sie sich längst verdient. Noch immer fährt die 30-Jährige mit einer Schiene an der Hand, weil sie sich vor acht Wochen den Daumen gebrochen hat. Vor dem Olympia-Slalom schluckte sie Schmerztabletten, trotzdem spürte sie die Verletzung nach einem Stangen-Schlag auf die Hand »ein wenig.« Rang sieben war ihr bestes Resultat bei Großereignissen und ihr zehntes Top-Ten-Ergebnis im Ski-Zirkus überhaupt. Im Weltcup war sie bislang zwei Mal Vierte.
Im Riesenslalom morgen haben die deutschen Ski-Damen ihre letzte Chance. »Ich hoffe, dass irgendetwas passiert und dass was geht«, wünschte sich Martina Ertl-Renz für das Frauen-Finale.
»Ab und zu steckt jeder Sportler mal in einem Tief«, sagte Monika Bergmann-Schmuderer. Sie klagte über ihren gestohlenen Helm und über den verlorenen Ohrring, den sie von ihrem Mann zur Hochzeit bekommen hatte. Der deutsche Cheftrainer Wolfgang Maier haderte etwas mit dem Wetter und den etwas besseren Bedingungen für die fünf letzten Starterinnen, wollte aber nicht nach einer Entschuldigung suchen. »Es hat die Beste gewonnen, das muss man ganz klar sagen.«
Anja Pärson feierte ihren ersten Olympiasieg mit dem für sie typischen Bauchplatscher im Zielraum. »Endlich. Im Slalom ist es immer so eng, da kann so viel passieren. Es war brutal heute«, sagte die 24-Jährige. Ihre Goldmedaille bekam sie von ihrer Landsfrau und Vorgängerin als alpiner Olympiasiegerin Pernilla Wiberg umgehängt. Bei der Siegerzeremonie nahmen sich beide auf dem Podest herzlich in die Arme.

Artikel vom 23.02.2006