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Altersleiden bei Schülern
Experten schlagen Alarm: Gesundheit der Kinder verschlechtert sich drastisch
Die Gesundheit deutscher Kinder verschlechtert sich drastisch. Bereits Grundschüler leiden an Beschwerden, die bislang als »Alterserscheinungen« bekannt waren.
Experten schlagen Alarm, denn Probleme wie Übergewicht, Alterszucker und schmerzhafte Gelenkbeschwerden machen immer öfter auch Kindern zu schaffen. Mehr als 40 Prozent der Grundschüler klagen über Kopfschmerzen. Knapp 20 Prozent leiden unter Rückenschmerzen. Und lediglich ein Drittel weist eine normale Körperhaltung auf.
Zu diesen erschreckenden Ergebnissen kommt die CHILT-Studie der Deutschen Sporthochschule Köln. In Zusammenarbeit mit der Firma moll, seit 30 Jahren spezialisiert auf ergonomisch sinnvolle Arbeitsmöbel für Kinder, wurde insbesondere der Aspekt Haltungsförderung untersucht. Das Ergebnis der Studie unterstützt massiv die Forderung nach frühen Gegenmaßnahmen, denn bei etwa zwei Dritteln der untersuchten Kinder wurden leichte bis extreme Haltungsschäden festgestellt.
Die Ursachen sind bekannt: Bewegungsmangel, einseitige Ernährung, Dauersitzen in falscher Körperhaltung. Was können Eltern tun, um diesem Trend entgegenzuwirken?
l Für Bewegung sorgen: Täglich 1,5 Stunden bei Sport und Spiel plus 30 Minuten Alltagsbewegung (zum Beispiel Schulweg) sind wichtig. Das Training der Eigenschaften Dehnfähigkeit, Kraft, Ausdauer, Koordination und Gleichgewicht verbessert die Haltung.
l Ranzengewicht reduzieren: Der Ranzen sollte nicht schwerer als zehn Prozent des Körpergewichts sein.
l Schuhwerk kontrollieren: Nur in passenden Schuhen, möglichst mit Fußbett, ist unverkrampftes Laufen möglich.
l Für eine rückengerechte Haltung an einem ergonomisch sinnvollen Arbeitsplatz sorgen: Tisch und Stuhl sollten sich exakt an Körpergröße und -proportionen anpassen lassen. Beide sind richtig eingestellt und das Kind hat eine richtige Sitzhaltung, wenn die Füße plan auf dem Boden stehen können, die Beine aufliegen, die Wirbelsäule durch die Lehne gestützt ist, die Arme auf dem Tisch aufliegen und die möglichst schräg gestellte Platte den richtigen Blickwinkel ermöglicht.
Außerdem sollten Eltern in der Lage sein, Haltungsschwächen ihrer Kinder zu erkennen. Ein 30-Sekunden-Rücken-Check soll den Blick schärfen. Und so funktioniert's:
l Das Kind stellt sich mit bloßem Rücken vor eine Wand.
l Es wird gebeten, zunächst »normal« zu stehen, dann in aufrechter, bewusster Haltung.
l Nun soll es - den Blick nach vorn gerichtet - 30 Sekunden lang die Arme geradeaus nach vorn strecken.
l Zu beobachten ist, ob und wie sich die Haltung verändert.
Zittern die Arme? Fällt das Kind in den »Rundrücken«? Fallen die Schultern mehr als ein bis zwei Finger breit nach hinten oder vorn? Kippt das Becken mehr als ein bis zwei Finger breit nach vorn?
Tritt eines dieser Anzeichen auf, kann dies ein deutlicher Hinweis auf eine Haltungsleistungsschwäche sein. Therapiemöglichkeiten sollten mit dem Kinderarzt besprochen werden.

Artikel vom 08.04.2006