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Erdwärme ist kostenlos

Regenerative Heizung schlägt dem Ölpreis ein Schnippchen

Der Gaspreis folgt nahezu synchron dem Ölpreis, und zwar steil nach oben. Wer ein wenig mehr in die Tasche greift, erhält indes eine regenerative Heizung und sieht fortan nie mehr eine Öl- oder Gasrechnung.
Immer mehr Bauträger und Fertighausanbieter haben eine regenerative Erdreichheizung in ihrem Programm.Foto: Waterkotte
Wie sieht die vernünftige Regenerativ-Heizung aus? Ist es eine Solarheizung? Ja, aber nicht allein mit Sonnenkollektoren auf dem Dach. Ergiebiger ist die Solarwärme, die im Erdreich auf niedrigem Temperaturniveau bei etwa zehn Grad gespeichert ist und die, entnimmt man sie, von der Sonne immer wieder nachgespeist wird. Auch im tiefen Winter. Das Erdreich ist also eine regenerative Wärmequelle mit unerschöpflicher Sonnenenergie.
Der Mehraufwand gegenüber einer Brennstoffheizung ist vor allem im Neubau gering und besteht nur in der Entnahmeeinrichtung für die kostenlose Erdwärme. Am elegantesten geht das über eine Erdenergiesonde, die mit einem mobilen Bohrgerät erstellt wird. Die Bohrung hat den Durchmesser eines Bierdeckels und geht in der Regel auf 75 bis 100 Meter Tiefe. In der Bohrung wird eine haarnadelförmige Schleife aus einem Kunststoffrohr versenkt. Das Ganze wird durch eine wärmeleitende Masse verpresst und stabilisiert; die Arbeit dauert etwa zwei Tage. Zum Wärmetransport zirkuliert in der »Haarnadel« Wasser mit Frostschutzmittel. Das Wasser nimmt die Wärme aus dem Erdreich auf und transportiert sie ins Haus. Dort steht eine Wärmepumpe - ein waschmaschinengroßes Aggregat, das den Brennstoffkessel ersetzt. Sie »pumpt« die Wärme aus dem kalten Sondenkreislauf auf die zum Heizen erforderliche Temperatur und schickt sie in den Heizkreislauf. Angetrieben wird die Wärmepumpe elektrisch.
Bei einem frei stehenden, etwa 150 Quadratmeter großen Einfamilienhaus, begnügt sie sich mit einer Antriebsleistung von etwa 1,2 Kilowatt. Das ergibt einschließlich Warmwasserbereitung etwa 2500 Kilowattstunden (kWh) pro Jahr auf dem Stromzähler.
Die tatsächlich gelieferte Nutzenergie würde im vorliegenden Fall über 11 000 kWh pro Jahr betragen; die Differenz liefert das Erdreich Jahr für Jahr kostenlos. Kostensteigerungen für Primärenergie haben auf den Strompreis kaum eine Auswirkung.
Bauträger und Fertighausanbieter offerieren zunehmend diese Heizsysteme. So kooperiert zum Beispiel der Fertighaushersteller Schwabenhaus mit der Firma Waterkotte und bietet seine Häuser alternativ mit Erdwärmeheizung an. Das schlüsselfertige Angebot der Vertrags-Installateure schließt die Erstellung der Erdenergiesonde und der Fußbodenheizung mit ein. Für den Bauherrn bedeutet das »alles aus einer Hand« für das gesamte Bauvorhaben. Nicht mehr als 20 Euro pro Monat sollen laut Schwabenhaus die Heizkosten für das Einfamilienhaus mit einer Wärmepumpe betragen, Warmwasser inklusive.
Übrigens: Die Schweizer haben im Jahr 2004 40 Prozent aller Neubauten mit dieser zukunftssicheren Heizung ausgerüstet. Sie hat dort einen besonderen Bonus, denn in der Schweiz kommt der Strom im Winter überwiegend aus Wasserkraft. Die Eidgenossen können demnach ihre Häuser fast vollständig mit erneuerbarer Energie beheizen.

Artikel vom 18.03.2006