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»Das Leben ist
nun mal kein
Wunschkonzert«

Heiner Lauterbach Gast bei »Thalia«

Von Burgit Hörttrich (Text)
und Carsten Borgmeier (Fotos)
Bielefeld (WB). »Das Leben ist nun mal kein Wunschkonzert«. Mit diesem Satz schließt Heiner Lauterbach sein Buch »Nichts ausgelassen«. Der 52-Jährige, einer der gefragtesten deutschen Schauspieler, las gestern Abend vor ausverkauftem Haus - 300 Sitz- und 200 Stehplätze - in der Thalia-Buchhandlung aus seiner Autobiografie.

Lauterbach hat die Kurve gekriegt - der Mann der Extreme erzählt alle (?) Details seines wilden Lebens, ehrlich, mit Witz und einer Prise Ironie. Das wilde Leben aber hat er hinter sich gelassen - aus Liebe zu seiner Frau Viktoria und seiner kleinen Tochter Maya (3). Die dürfe das Buch allerdings frühestens lesen, »wenn sie 21 ist«. Am 17. Februar war Erstverkaufstag für »Nichts ausgelassen«, heute steht es das Buch schon auf Platz 5 der Bestsellerliste, am Montag hat Lauterbach das Buch in Berlin signiert, gestern war er in Bielefeld - erst Lesung, dann ein Abendessen im »Bernstein«. Dazu Wasser: »Das trinke ich nur noch.« Ihn begleiten durften von Thalia Sonja Muschalle, Vize-Geschäftsleiterin, Annegret Weger, Karin Schmalstieg und Azubi Sandra Ischen.
Früher hätten sich seriöse Buchverlage gescheut, mit reißerischen Artikeln aus Boulevard-Blättern über ihre Autoren Werbung zu betreiben - bei Heiner Lauterbach, soeben im Zweiteiler »Sturmflut« (RTL) im TV zu sehen, ist das anders. Je mehr »skandalöse« Passagen bekannt sind, desto besser. Dem Autor selbst gefällt das nicht: »Alles aus dem Zusammenhang gezerrt. Ich wäre froh, wenn die Menschen das ganze Buch lesen würden.« Er gehe zwar nicht zimperlich mit Kollegen um, aber: »Ich wasche keine schmutzige Wäsche.« So richtig peinlich sei ihm eigentlich nichts: »Meine Affären etwa? Die haben Millionen andere Männer auch!« Deshalb habe er seinem Verleger, als der meinte, sein Buch solle »ruhig ein bisschen Sex« enthalten, auch geantwortet: »An mir soll es nicht liegen!«
Er räumt ein, dass er nicht der Typ sei, der behaupte, er würde »alles im Leben wieder genau so machen«: »Eigentlich gibt es jeden Tag mindestens zehn Dinge, die ich im Nachhinein anders machen würde.« Den Durchbruch brachte Heiner Lauterbach der Film »Männer«, inzwischen sagt er, dass er von seinen »wohl 150 Produktionen« allenfalls 20 gut fände. Die Serie »Eurocops« fällt in seiner Autobiografie auf die Haben-Seite. Und da gibt es dann auch so etwas wie eine Beziehung zu Bielefeld. In »Eurocops« spielte der inzwischen verstorbene Bielefelder Schauspieler Horst A. Fechner Lauterbachs Vater.
Der Mime erzählte, er plane ein neues Projekt mit Helmut Dietl und dass er nicht mehr auf Filmbälle gehe. Grund: »Da hört man überall dasselbe Gewäsch, wenn man sich da keinen 'reinballert, ist das nur schwer erträglich.« Und Lauterbach trinkt schließlich nur noch Wasser. . .

Artikel vom 22.02.2006