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»Möchten Ihr
Herz gewinnen«

Die Stadt sucht Pflegeeltern

Bielefeld (bp). Die erste Phase, die im Oktober gestartet wurde, war ein Erfolg: 30 Familien haben sich entschieden, ein Pflegekind auf Dauer oder tagsüber aufzunehmen.

»Wir haben den richtigen Ton gewählt«, freut sich Oberbürgermeister Eberhard David. In einer zweiten Phase, so wünscht es sich Sozialdezernent Tim Kähler, soll versucht werden, noch einmal so viele potenzielle Pflegeeltern zu gewinnen.
Ziel sei es, so Georg Epp (Amtsleiter Dienstleistungszentrum Jugend, Soziales, Wohnen), möglichst vielen Kindern und Jugendlichen, die nicht in ihrer familiären Umgebung bleiben können, die Möglichkeit zu geben, vorübergehend oder dauerhaft in einer Pflegefamilie zu leben. Epp: »Wir suchen für Kinder die passenden Pflegeeltern, nicht umgekehrt.« Pflegeeltern wünschten sich am liebsten kleine Kinder bis maximal fünf Jahre. Er dagegen wünsche sich Familien, die bereit seien, auch Kinder aufzunehmen, die zum Beispiel bereits die Schule besuchen.
In Bielefeld sind zurzeit 630 Kinder und Jugendliche außerhalb ihrer Herkunftsfamilie untergebracht. Während 2002 aber noch 40 Prozent in Pflegefamilien Aufnahme fanden, 60 Prozent in Heimen oder betreuten Wohngruppen, leben jetzt bereits 54 Prozent in Pflegefamilien. Epp: »Unser Ziel sind 60 Prozent.«
Dezernent Kähler verweist zudem auf die Finanzierung: Ein Pflegekind koste den städtischen Haushalt 11 000 Euro weniger als ein Kind, das in einem Heim untergebracht ist (Heimkosten: durchschnittlich 3500 Euro pro Monat). Bei einem normalen Pflegeverhältnis, so Armin Förster, würden Pflegeeltern zwischen 630 und 1000 Euro bekommen. Vor allem die Betreuung tagsüber ist für Oberbürgermeister Eberhard David auch eine Möglichkeit, unter Dreijährige unterzubringen, während die Eltern berufstätig sein können. David: »Davon profitieren beide Seiten - Eltern und Pflegeeltern.«
Jetzt sind am 13. und am 29. März zwei Informationsveranstaltungen geplant. Im November wurden derartige Informationen von 50 Familien besucht, 3800 Zugriffe auf die zum Thema eingerichtete Internetseite wurden verzeichnet.
Für künftige Pflegeeltern gibt es Schulungen, auch später, wenn sie ein Kind aufgenommen haben, werden sie bei Bedarf weiter unterstützt. Als wichtigste Voraussetzung, die Pflegeeltern mitbringen müssten, nennt Armin Förster »Offenheit, Toleranz und Geduld«. Der Oberbürgermeister: »Wir möchten die Herzen der Menschen ansprechen.« Er denkt dabei auch an Paare, die ein Kind adoptieren möchten: »Das dauert oft viele Jahre. Vielleicht könnten sie sich davon überzeugen lassen, auf Dauer ein Pflegekind aufzunehmen.«
Weitere Informationen gibt Armin Förster telefonisch unter 05 21 / 51-26 26.

Artikel vom 22.02.2006