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Mythos mit mehr Kraft
Mercedes hat die SL-Baureihe überarbeitet - neue Triebwerke
Seit mehr als vier Jahren rollt der aktuelle Mercedes SL jetzt bereits auf den Straßen. Doch Altersspuren hat er in dieser Zeit noch keine angesetzt. Deshalb haben die Designer das Gesicht des edlen Zweisitzers auch im neuen Modelljahr weitgehend unverändert gelassen.
Mit »Pflege, Verbesserung und Aufwertung« umschreibt Mercedes die Veränderungen, die den Luxus-Roadster ins Modelljahr 2006 begleiten (Markteinführung an diesem Wochenende). Äußerlich ist davon so gut wie nichts zu sehen. »Das Design ist klassisch schön. Daran jetzt etwas grundlegend zu ändern, hätte keinen Sinn gemacht«, sagt ein Sprecher des Konzerns und weist auf die 111 000 verkauften Einheiten des Modells weltweit seit der Markteinführung 2001 hin. Damit hat der SL einen Marktanteil in diesem Segment von 45 Prozent.
Lediglich die Heckleuchten wurden jetzt überarbeitet, die Nebellampen neu gestaltet und die Lufteinlässe ein wenig vergrößert. Letzteres hatte aber nicht nur kosmetische Gründe. Es sind die neuen Motoren mit einem Leistungsplus gegenüber den bisherigen Aggregaten, denen mehr Frischluft spendiert werden soll.
Einstieg in die SL-Baureihe ist nun der neu entwickelte 272 PS (200 kW) starke Sechszylinder im SL 350 (81 548 Euro), dem die Ingenieure die Kraft von 27 zusätzlichen PS eingehaucht haben. Der SL 350 überzeugt mit sattem Durchzug, jeder Menge Dynamik und erfreulicher Laufruhe.
Von allem noch mehr zu bieten hat der schon bislang wahrlich nicht gerade schwächelnde SL 500 (102 544 Euro). Der neu entwickelte Achtzylinder - der in der S-Klasse bereits viel Lob einfuhr - ist mit 388 PS (285 kW) um 82 PS stärker als der bisher im SL eingesetzte V8. Fast brachial die Gewalt, mit der es in diesem Auto voran geht.
Wem das immer noch nicht reicht, der kann sich weitere Leistungswünsche mit dem V12-Biturbomotor im 517 PS (380 kW) starken SL 600 (134 096 Euro) erfüllen oder auf den SL 55 AMG (133  980 Euro) mit einem 5,4 Liter V8-Kompressormotor ausweichen, der ebenfalls 517 PS leistet (ein Plus gegenüber dem Vorgänger um 17 PS).
Während der AMG seine Kraft über eine Fünfgang-Automatik auf die Hinterachse bringt, kommt bei den drei anderen Modellen die 7G-tronic mit sieben Schaltstufen serienmäßig zum Einsatz. Auf Wunsch gibt es die Automatik auch in einer Sport-Version, die im manuellen Modus um bis zu 30 Prozent schnellere Schaltvorgänge ermöglicht.
Richtig gut ist die Fahrwerksabstimmung des SL, der unglaubliche Spurtreue zeigt und bestens in der Hand liegt. Dafür sorgt auch die jetzt direktere Übersetzung der Lenkung Das aktive Fahrwerk (Serie im SL 500 und 600 / Option im 350) setzt da noch eins drauf. Karosseriebewegungen - sprich Seitenneigungen - in scharf gefahrenen Kurven fallen so gut wie komplett weg.
Klasse die Neuerung, das Kofferraumvolumen im Bedarfsfall vergrößern zu können. So besteht jetzt die Möglichkeit, die Gepäckraumabdeckung herauszunehmen, wenn man nur mit geschlossenem Dach unterwegs ist. Dann fasst das Ladeabteil 339 und damit 22 Liter mehr als bisher.
Ganz schwach dagegen der Schalter zur Bedienung des Variodachs (16 Sekunden zum Öffnen oder Schließen). Er hat nicht einmal die Bezeichnung »Aluminiumoptik« verdient. Bei einem Luxus-Auto mit einem ansonsten wirklich hochwertigen Interieur muss hier zwingend ein Aluteil verbaut werden. Gerade auch in dieser Preisklasse kommt es auf die Liebe zum Detail an. Nicht zuletzt die hat dazu beigetragen, dass aus dem SL in den vergangenen fünf Jahrzehnten - mit dem Flügeltürer 300 SL von 1954 als Urahn - der Mythos SL geworden ist. Wolfgang Schäffer

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Artikel vom 11.03.2006