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Der scharfzüngige Dichter
und der romantische Poet

Literarisch-musikalisches zu Heinrich Heines Todestag


Sennestadt (rs). Auch das mieseste Wetter konnte die literarisch-musikalisch interessierten Sennestädter nicht daran hindern, den Weg in den Vortragssaal des Sennestadthauses zu finden. Darüber freute sich nicht nur Petra von Laer, Nebenstellenleiterin der VHS als Veranstalter dieser »Literarischen Begegnung am Abend«.
Auch die Ausführenden, allen voran Pastor i. R. Manfred Holler, der in der Region geschätzte »nebenberufliche« Rezitator, die junge, talentierte Gesangsstudentin der Detmolder Musikhochschule Meike Leluschko und Prof. Peter Kreutz am Klavier zeigten sich angetan von dem großen Interesse und dem vollbesetzten Saal. Der Abend war dem Dichter Heinrich Heine gewidmet, dessen Todestag sich am 17. Februar zum 150. Mal jährte. Eigentlich sei er trotz seiner bekannten Verse ein Unbekannter und wird es bleiben wenn das Heine-Jahr verrauscht ist, stellte Holler eingangs ganz realistisch fest. Das Schaffen dieses Dichters von hohem Rang wollte er deshalb am Abend unter verschiedenen Aspekten vorstellen.
Dass es eine lebendige Hommage wurde, ist seiner rhetorischen Begabung und seinem persönlichen Engagement zu verdanken. Zwei Elemente hätten Heines Leben bestimmt, so Holler, der gespürte Antisemitismus, obwohl der zum Katholizismus konvertierte, und seine erschreckende Krankheit, die ihn acht Jahre lang, bei geistiger Klarheit, an die »Matratzengruft« fesselte. Im Mittelpunkt der Lesungen standen Ausschnitte aus »Deutschland. Ein Wintermärchen«, einer zeitkritischen Verssatire, und beklemmende Passagen aus dem Roman-Fragment »Der Rabbi von Bacherach«. Aber auch der satirische scharfzüngige Dichter kam zu Wort und der Poet romantischer Liebesgedichte. Aufs Schönste ergänzt wurden die Wortbeiträge durch Lieder der Geschwister Fanny Hensel und Felix Mendelssohn und des Ehepaares Clara und Robert Schumann. Etwa acht- bis zehntausend seiner Verse wurden vertont, schätzte Holler.
Schon im ersten Lied »Warum sind die Rosen so blass« von Fanny Hensel ließ Meike Leluschkos leuchtend klare Sopranstimme aufhorchen. Die Schülerin Gerhild Rombergers überzeugte mit schönem Legato-Gesang, hervorragender Artikulation und guter Atemtechnik. Felix Mendelssohns »Neue Liebe« erinnerte mit den raschen punktierten Passagen an den »Sommernachtstraum«, und fast ein Hit ist »Auf Flügeln des Gesanges«, die sich voller Schwung und Frische ausbreiteten. »Ich stand in dunklen Träumen« in der Vertonung von Clara Schumann wurde mit großer Innigkeit artikuliert, ebenso Robert Schumanns »Lotosblume«.

Artikel vom 22.02.2006