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Trainer sauer - Bayern
verliert die Fassung

Rekordmeister München drohen jetzt unruhige Zeiten

München (dpa). National wirft die Bayern nichts aus der Bahn, in der Champions League genügt ein Pfiff: Nach dem schwachen 1:1 gegen den AC Mailand entlud sich beim Bundesliga-Primus, dem schon im Achtelfinale der K.o. droht, der Zorn am belgischen Schiedsrichter Frank De Bleeckere.
Manager Uli Hoeneß nannte den Handelfmeter, der die Siegesserie des Rekordmeisters in der Allianz Arena nach 15 Erfolgen beendete, »lachhaft«. Und Felix Magath war wütend wie nie. »So ein Pfiff ist der Champions League nicht würdig. Der Schiedsrichter hat uns einen Strich durch die Rechnung gemacht«, schimpfte der Trainer.
Die umstrittene Szene, bei der Valerien Ismael (»Das war kein Elfer«) der Ball unglücklich an die Hand sprang, bescherte Milan durch Andrej Schewtschenko (57.) ein Traumergebnis. »Es interessiert nicht, ob es ein Elfmeter war, sondern dass er gepfiffen wurde«, kommentierte Milan-Coach Carlo Ancelotti und ergänzte emotionslos: »Wir hatten es verdient.«
Die notwendige Trotzreaktion, die bei den Bayern auf dem Rasen ausblieb, kam erst nach Spielende. »Was ich von Mailand gesehen habe, macht mir keine Angst. Unsere Mannschaft wird dort das Spiel ihres Lebens machen«, tönte Oliver Kahn. Der Nationaltorhüter, der wegen seiner Oberschenkel-Prellung beim Aufwärmen passen musste, will beim Rückspiel am 8. März sein Team ins Viertelfinale leiten. »Wenn wir ins Finale wollen, müssen wir eine Mannschaft wie Milan eben mal schlagen«, sagte der Kapitän.
Gewinnen mussten die Bayern schon das Hinspiel, aber sie wurden ein Opfer ihrer Bundesliga-Gewohnheiten: In den ersten äußerst starken 30 Minuten dominierte der Rekordmeister und ging durch Michael Ballacks Traumtor verdient in Führung (23.). »Aber dann haben wir nicht versucht, das Ergebnis auszubauen, sondern zu halten«, rügte Hoeneß. »Nur kein Gegentor!« Diese Überlegung lähmte die Bayern nach dem 1:1. Eine funktionierende Einheit zerfiel in elf Einzelspieler. Magath entschuldigte dies mit dem Strafstoß: »So eine Ungerechtigkeit zieht dich runter. Der Elfmeter hat uns aus der Bahn geworfen.«
Nur der tadellose U 21-Nationaltorhüter Michael Rensing durfte sich als kleiner Gewinner fühlen. »Es war etwas Besonderes, endlich mal in einem Spiel zu spielen, in dem es um viel geht.« Nichts als Frust verspürten dagegen die Nationalspieler Bastian Schweinsteiger und Sebastian Deisler, die in Anwesenheit von Bundestrainer Jürgen Klinsmann auf der Bank schmorten. Magath traute auf dem rechten Flügel Hasan Salihamidzic mehr zu: »Brazzo war für mich derjenige, der auf der Position am meisten bewirken konnte«, begründete er.
Auch Torjäger Roy Makaay stellte bei seiner Auswechslung offen seinen Ärger zur Schau (80.), als er in Zeitlupentempo vom Rasen trottete. In München sind unruhige Zeiten angebrochen, die kurzfristig nur ein Weiterkommen in zwei Wochen beenden kann. »Wir geben nicht auf. Wir sind stark genug, um auch in Mailand ein Tor zu machen«, sagte Ballack.

Artikel vom 23.02.2006