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Anklage gegen
Anwalt erhoben

»Betreute um Vermögen gebracht«

Von Wolfgang Wotke
Gütersloh (WB). Gegen den ehemaligen Rechtsanwalt und Berufsbetreuer Olaf O. aus Gütersloh hat die Staatsanwaltschaft Anklage erhoben. Der 43-Jährige muss sich wegen Untreue in 73 Fällen und wegen Urkundenfälschung vor der Wirtschaftsstrafkammer des Landgerichts Bielefeld verantworten.
Bald vor Gericht: Ex-Jurist Olaf O. Foto: Rechlin
Wann der Prozess gegen den dreifachen Familienvater stattfinden wird, steht allerdings noch nicht fest. »Wahrscheinlich noch in der ersten Jahreshälfte«, sagte Dr. Heinz Misera, Richter und Sprecher des Landgerichtes Bielefeld. Die 52-Seiten dicke Anklageschrift sei dem Beschuldigten am 14. Februar zugestellt worden.
Dem Ex-Berufsbetreuer wird vorgeworfen, im Zeitraum von mehr als fünf Jahren nicht nur Mandantengelder veruntreut, sondern auch in betrügerischer Absicht die Konten von ihm anvertrauten Menschen regelrecht geplündert zu haben. Außerdem soll er Dokumente gefälscht haben. Der mutmaßlich angerichtete Schaden wird von der Staatsanwaltschaft mit 826 776,81 Euro beziffert. Weitere Fälle mit einem Gesamtschaden von etwa 360 000 Euro wurden eingestellt. Misera: »Das ist in der deutschen Rechtsprechung üblich, wenn ein enormer Ermittlungsaufwand zu leisten ist, der nicht im vertretbaren Verhältnis zum Ergebnis steht.«
Mit den veruntreuten Geldern soll sich Olaf O., der vom 7. Juni bis zum 7. Oktober in Untersuchungshaft saß, eine nicht nur vorübergehende Einnahmequelle verschafft haben. Mit dem Geld soll er jahrelang seinen aufwendigen Lebensstil (Luxusautos, Designerkleidung, Reisen nach Dubai, Dressurpferde und Traumvilla) finanziert haben. Sieben von ihm Betreute soll Olaf O., dem auch Verbindungen ins Rotlichtmilieu nachgesagt werden, Vermögensverluste in riesigen Ausmaßen zugefügt haben. So soll O. den Betreuten Hans-Werner F. um einen Sparkassenbrief im Wert von fast 103 000 Euro erleichtert haben, indem er ihm vorwarf, einen Oldtimer seiner damaligen Lebensgefährtin mutwillig zerstört zu haben. Die ermittelnden Kripobeamten kamen aber zu dem Ergebnis, dass der Betreute einen solchen Schaden gar nicht angerichtet hat.

Artikel vom 22.02.2006