23.02.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Schulen können die
Abi-Partys nicht steuern

»Verantwortung bei den Gastronomen und Eltern«

Von Hendrik Uffmann
Bielefeld (hu). Nach den erheblichen Verstößen gegen das Jugendschutzgesetz, die bei der Kontrolle einer Abi-Fete am vergangenen Samstag in der Diskothek »Princess« an der Feilenstraße zu Tage gekommen sind (das WESTFALEN-BLATT berichtete), reagieren die Leiter der Bielefelder Gymnasien einheitlich. Für die Schulen gebe es keinerlei Möglichkeiten, solche Partys zu kontrollieren oder gar zu verbieten.

»Die Schule hat damit absolut nichts zu tun, das war eine reine Privat-Angelegenheit der Schüler«, erklärte gestern Dorothea Bratvogel, Leiterin des Ceciliengymnasiums. Schüler ihres Gymnasiums hatten die Diskothek für die so genannte Abi-Vor-Feier angemietet.
Jedoch sieht die stellvertretende Schulleiterin des Ceci, Dr. Elisabeth Sahre, vor allem auch bei den Betreibern der Disco die Verantwortung dafür, dass bei der Überprüfung nach Mitternacht auch 13-Jährige angetroffen wurden und offensichtlich auch Alkohol an unter 16-jährige verkauft wurde. »Ich haben mit den Schülern, die die Feier organisiert haben, gesprochen. Diese haben mir versichert, dass sie lediglich die Räume dafür angemietet haben. Alles weitere wie die Kontrollen beim Einlass und der Ausschank der Getränke sei Sache der Diskothek gewesen«, sagte Elisabeth Sahre. Darüber hinaus sei um Mitternacht darauf hingewiesen worden, dass Gäste unter 18 Jahren die Feier verlassen müssten. »Eigentlich haben unsere Schüler alles richtig gemacht«, so sie stellvertretende Schulleiterin.
Aus Sicht von Ruth Leutheußer-de Vries, Leiterin des Gymnasiums am Waldhof, sind die Schüler der Abiturjahrgänge gar nicht in der Lage, solche Partys wirklich zu beherrschen. »Sie haben nicht unter Kontrolle, wer alles zu der Feier kommt. Deswegen sind auch die Gastronomen, die ihre Räume dafür vermieten, in der Verantwortung«, so die Direktorin.
Die Schulen selbst, bestätigt sie, hätten dagegen kaum Einflussmöglichkeiten. Leutheußer-de Vries: »In Gesprächen mit den Schülern kann ich sie nur darauf aufmerksam machen, was auf sie zu kommen kann, wenn sie eine solche Veranstaltung ausrichten.«
Die Feiern, die bei den Abitur-Jahrgängen mittlerweile als Geldeinnahmequelle für den späteren Abi-Ball üblich sind, alternativ in den Schulen stattfinden zu lassen, um sie zu steuern, sei auf keinen Fall eine Möglichkeit, betonte Gerd Kranzmann, Leiter des Helmholtz-Gymnasiums. »Das letzte Mal haben wir das vor etwa zehn Jahren versucht und die Feier in der Aula ausgerichtet. Damals gab es trotz strikter Kontrollen einen Schaden von 2500 Mark. Inzwischen findet man auch kaum noch eine Versicherung, die die Haftpflichtversicherung dafür übernimmt«, sagte Kranzmann.
Allerdings sei das Problem von Jugendlichen, die nachts unterwegs seien und dabei auch Alkohol trinken, keines, das nur auf die Abi-Partys beschränkt sei. »Das ist auch an Wochenenden in der Innenstadt nichts Ungewöhnliches. Deswegen bin ich eher amüsiert, dass das Ordnungsamt über die Ergebnisse der Kontrolle so verwundert ist. Der Jugendschutz geht da an der Realität vorbei.« Und auch Dorothea Bratvogel und Ruth Leuheußer-de Vries zeigten sich von den Vorkommnissen nicht überrascht.
Einig waren sich alle drei Schulleiter darin, dass es vor allem auch Aufgabe der Eltern sei, auf ihre minderjährigen Kinder aufzupassen. Ruth Leuheußer-de Vries: »Sie sollten schon wissen, wo diese sich aufhalten.«

Artikel vom 23.02.2006