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Zoff um
Neureuther

Ein Präzedenzfall

Turin (dpa). Funktionärskritik statt Aufbaurennen: Während der geplante Europacup-Einsatz von Felix Neureuther nach der fahrlässigen Pleite im Riesenslalom gestrichen wurde, gab es Kritik von Funktionärsseite an der Olympia-Nominierung des Skirennfahrers per »Wild Card«.

»Im Zweifelsfall bin ich immer für den Sportler, aber ich habe auch eine klare Meinung: Wenn ich Regeln habe, sollten die eingehalten werden«, sagte Miriam Vogt, die Präsidentin des Bayerischen Ski-Verbandes. Die alpine Kombinations-Weltmeisterin von 1993 befürchtet, dass durch die Nominierung ein Präzedenzfall geschaffen wurde. »Viele Athleten, auch in anderen Sportarten, werden sich wohl darauf berufen und in strittigen Nominierungsfragen die Flucht nach vorne antreten.«
Mit einem risikoreichen Lauf war der Sohn der früheren Ski-Stars Rosi Mittermaier und Christian Neureuther am Montag schon im ersten Durchgang ausgeschieden und von Cheftrainer Werner Margreiter ermahnt worden. »Er muss mit Hirn attackieren. Mit der Brechstange geht es nicht.«
Trotzdem strich der Österreicher in deutschen Diensten den geplanten Auftritt seines Schützlings im Europacup heute in Madesimo. In dem mehr als 400 Kilometer von der Olympia-Region entfernten Ort hatten sich die Bedingungen im Vergleich zu denen in Sestriere über Nacht verändert. »Wir bleiben hier und trainieren mit den Besten«, sagte Margreiter nach den Übungsfahrten. Riesenslalom und Slalom seien zudem »zwei verschiedene Paar Schuhe«.
Neureuther hatte sich sportlich nicht für Olympia qualifizieren können. Platz elf beim Slalom in Beaver Creek zu Saisonbeginn war sein bestes Ergebnis, danach verletzte er sich an der Hand. Trotz der Verletzung war Neureuther nur ganz knapp an einer für die Nominierung notwendigen zweiten Platzierung unter den Top 15 vorbeigefahren. »Einen Prominentenbonus gab es nicht, im Gegenteil«, sagte Walter Vogel, der Alpinchef des Deutschen Skiverbandes (DSV), zur Nominierung des 21-Jährigen.

Artikel vom 22.02.2006