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Russland im Gold-Rausch

Slutskaja soll den totalen Triumph perfekt machen

Turin (dpa). Der Hattrick im Eiskunstlauf war das Startsignal für die bisher größte russische Party in Turin.

Nach dem Abspielen der Nationalhymne für die Eistanz-Olympiasieger Tatjana Nawka und Roman Kostomarow stürmte die russische Gemeinde das glatte Parkett der Palavela-Arena und feierte ihre »Carmen«-Darsteller. »Unser Land träumt davon, alle Wettbewerbe zu gewinnen. Das ist noch niemandem gelungen. Nun wird der Druck von zu Hause für Irina Slutskaja noch größer«, sagte Kostomarow nach Mitternacht, als die Anhängerschaft den 29-Jährigen und seine ein Jahr ältere Partnerin aus ihren Fängen ließ.
Das italienische Drehbuch hatte für den Montagabend einen ganz anderen Ausgang vorgesehen: Die einheimischen Fans unter den 6000 Zuschauern peitschten Barbara Fusar-Poli/Maurizio Margaglio mit »Italia, Italia«-Rufen nach vorn. Doch nach dem Sturz im Originalprogramm, nach dem sie sich keines Blickes mehr gewürdigt hatten, war die Chance dahin, mit der Kür zum »Prinz von Ägypten« auf den Olymp zu tanzen.
Die Programme der Moskauer Doppel-Weltmeister, sowie der ebenfalls mit Medaillen belohnten US-Amerikaner Tanith Belbin/Benjamin Agosto und der Ukrainer Jelena Gruschina/Ruslan Gonscharow wirkten athletischer und flüssiger. »Der Wettkampf war so spannend wie noch nie einer«, fand die 21 Jahre alte gebürtige Kanadierin Tanith Belbin, die sieben Wochen nach ihrer Einbürgerung die erste Eistanz-Medaille für die USA seit 30 Jahren holte.
Tatjana Nawka sah einen Kindheitstraum erfüllt, zumal sich die gebürtige Ukrainerin vor einiger Zeit schon im Ruhestand fühlte. Nach russischer Art wurde das Paar 1999 wegen mangelnder Erfolgsaussichten nach einer Saison getrennt, Kostomarow eine neue Partnerin zugeteilt. Die elegante Nawka wurde schwanger und brachte Tochter Sascha zur Welt. Doch die Liebe zum Sport hörte nicht auf.

Artikel vom 22.02.2006