01.03.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Stephan Loboué im Tor der Elfenbeinküste?

Von der Tribüne
auf die WM-Bühne

Während des Afrika-Cups zog sich der 24-Jährige den Ärger der Nachbarn zu, bei der WM will er die Gegner verzweifeln lassen.


»Ich habe jedes Spiel der Elfenbeinküste am Fernseher verfolgt. Nicht immer haben die Nachbarn meine großen Emotionen nachvollziehen können, aber ich hatte doch kurz zuvor noch mit diesen Jungs trainiert«, sagt Stephan Loboué.
Ob Chelseas Didier Drogba, Kolo Touré (Arsenal London) oder Guy Demel (Hamburger SV) - der Schlussmann des SC Paderborn 07 kennt alle Stars der ivorischen Nationalmannschaft seit Januar persönlich. Der 1,94 Meter große Modellathlet war von Nationaltrainer Henri Michel zu einem Lehrgang in Paris eingeladen worden. Zuvor hatte Loboué nebst Michel und Präsident Jacques Anouma der WM-Auslosung in Leipzig beiwohnen dürfen. Anschließend gab's ein Gespräch, ehe das Kurz-Trainingslager in Frankreich folgte. »Das war ein grandioses Erlebnis. Ich kam mir nicht vor wie beim Training einer Fußball-Mannschaft, sondern wie in einer großen Familie«, sagt der gebürtige Pforzheimer, dessen Vater Rafael von der Elfenbeinküste stammt. Zwar blieb Loboué eine Nominierung für den kontinentalen Titelkampf, den das Team um Drogba mit einer Finalniederlage gegen Gastgeber Ägypten beendete, versagt, aber dafür träumt er nun von einem Auftritt beim globalen Fußball-Vergleich.
Als »Ausgleich« für den entgangenen Afrika-Cup erhielt Loboué eine Einladung zum Freundschaftsspiel des WM-Debütanten gegen Spanien am heutigen Mittwoch in Valladolid, gibt sich indes unabhängig vom Auftritt gegen die Iberer sehr optimistisch. »Ich habe beim Lehrgang einen guten Eindruck hinterlassen. Das hat mir der Trainer bestätigt. Noch ist viel Zeit bis zur WM.«
Zeit, in der sich der ehemalige deutsche Junioren-Nationalspieler aber nur noch selten für höhere Aufgaben empfehlen kann. Der Mann für die WM-Bühne sitzt beim Zweitliga-Neuling derzeit nämlich nur noch auf der Tribüne. Nach vier Saisonspielen musste Loboué den Posten zwischen den Pfosten verletzungsbedingt räumen. Mittlerweile ist er aufgrund der Verpflichtung des neuen Stammkeepers Tom Starke (kam in der Winterpause aus Leverkusen) hinter Ersatzmann Lukas Kruse gar ins dritte Goalkeeper-Glied gerutscht. »Jeder weiß, dass das nichts mit meiner Qualität zu tun hat. Ginge es nach Leistung, müsste mich Trainer Jos Luhukay aufstellen«, sagt der Degradierte.
Seine Zuversicht wird sich Loboué aber auch für den Fall einer Nicht-Berücksichtigung bewahren: »Die jetzige Nummer eins Jean-Jacques Tizie wird nach der Weltmeisterschaft altersbedingt zurücktreten. Spätestens dann habe ich gute Chancen, diesen Platz einzunehmen. Ich wäre nicht weniger stolz, die Elfenbeinküste 2010 in Südafrika zu vertreten.« Loboués Nachbarn indes hoffen sicherlich, dass Henri Michel den Torwart schon jetzt nominiert, schon allein ihrer Ruhe wegen.

Ein Beitrag von
Elmar Neumann

Artikel vom 01.03.2006