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Versorgungsunternehmen stehen unter Druck

Prognos-Geschäftsführer beschrieb den Rückgang der Bevölkerungszahlen und die Folgen


Bielefeld (bp). Er ist gebürtiger Bielefelder und trotzdem verhehlt Christian Böllhoff (41), Geschäftsführer des Wirtschaftsforschungsinstituts Prognos AG, nicht, dass der demographische Wandel seine Heimatstadt vergleichsweise heftig treffen werde: Eine Abnahme der Bevölkerung um 24 Prozent bis 2050 liege im Bereich des Möglichen. Und das habe Folgen auch für die Versorgungsunternehmen.
Die Stadtwerke Bielefeld hatten Böllhoff eingeladen, um vor 70 Aufsichtsräten und Führungskräften der Unternehmensgruppe darüber zu sprechen, welche Auswirkungen die Abnahme der Einwohnerzahlen auf die Energie- und Wasserversorgung haben wird. Stadtwerke-Geschäftsführer Wolfgang Brinkmann hält es für (überlebens-)wichtig, früh abschätzen zu können, wie Produkte und Dienstleistungen künftig nachgefragt werden. Brinkmann: »es ist klar, dass der demographische Wandel den Verbrauch von Wärme, Strom, Trinkwasser ändert. Aber wie er sich auswirken wird, ist unklar.« Brinkmann fragt sich, ob bei steigenden Wohnflächen pro Person etwa Räume unbeheizt bleiben, wenn nur eine Person in einer großen Wohnung lebt oder ob die Wasserleitungen passend dimensioniert sind, um auch in 20 Jahren stets frisches Trinkwasser zu liefern oder ob sie zu groß bemessen sind. Christian Böllhoff riet in seinem Vortrag ebenfalls dazu, sich frühzeitig mit den anstehenden Veränderungen zu beschäftigen, um nicht von der Entwicklung überrollt zu werden. Er sprach von »Anpassungsdruck für kommunale Unternehmen«.
Dass laut Prognose in Bielefeld im Jahr 2050 ein Drittel der Einwohner älter sind als 65 Jahre, aber nur noch 13 Prozent im Alter zwischen 0 und 18 Jahren habe nicht nur Auswirkungen auf den Verbrauch, sondern auch auf die Mitarbeite. Brinkmann: »Wir müssen Mitarbeiter von außerhalb anwerben, der Reiz eines Arbeitsplatzes aber hängt auch mit der Attraktivität der Region zusammen. Welche Ausstrahlung wird diese in Zukunft haben?« Christian Böllhoff zeichnete, wie er sagte, ein »dramatisches Bild« für die Zukunft der ostdeutschen Bundesländer: »Sie werden dramatisch verlieren - bis zu 30 Prozent ihrer Einwohner - da ist Bielefeld noch vergleichsweise gut dran.«

Artikel vom 23.02.2006