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Wunder und Wenden
Hart
am
Ball

Von Friedrich-Wilhelm Kröger

Wieviele Partien pro Spieltag könnten eigentlich auch anders ausgehen? Zum Beispiel die Begegnung zwischen Mainz 05 und dem 1. FC Kaiserslautern. Da kreuzten sich in der 24. Minute die Wege von Benjamin Weigelt und Jon Inge Höiland. Lauterns Norweger fädelte geschickt ein und verzögerte den Sturz so lange, bis Schiedsrichter Knut Kircher den Eindruck haben musste, er falle im Strafraum um. Elfmeter. 1:0. Die Pfälzer gewannen später mit 2:0 und überließen den Abstiegsrang den unterlegenen Hausherren.
Vielleicht wäre es ohne den irregulären Führungstreffer gar nicht dazu gekommen. Es ehrt die Verlierer, dass sie die Entscheidung klaglos akzeptierten. Die Mainzer machen gerade eine schlechte Phase durch. Da weiß ohnehin jeder, dass in solchen Situationen ein Rückschlag dem nächsten folgt und scheinbar gar nichts mehr gelingen will.
Die Kaiserslauterer kennen das auch. Über Wochen fühlten sie sich benachteiligt, und die strittigen Szenen, die sie anführten, gaben ihnen meistens Recht. Nun aber drehte sich das Glücksfähnchen zu Gunsten des einstmaligen Tabellenletzten. Er hat seit fünf Spielen nicht mehr verloren und darf jetzt wieder vom Klassenerhalt träumen. Wer sie gegen Köln punkten und anschließend gegen Bremen, Bielefeld und Mainz sogar gewinnen sah, wird feststellen: Eine Mega-Mannschaft hat der FCK noch immer nicht. Aber was sich vor kurzem noch gegen sie gewendet hätte, läuft nun für sie.
Es sind Nuancen, Details, Kleinigkeiten, die sich ändern. Daraus entstehen Ergebnisse, die eben noch unmöglich schienen. Die nach mehrheitlicher Volkesmeinung schon in der Hölle schmorenden »Roten Teufel« plötzlich auf Rang 14 zu erleben, grenzt fast an ein kleines Wunder. Aber gerettet sind sie lange nicht. Trends kommen und gehen. Glückssträhnen sind endlich. Auch in der Bundesliga.

Artikel vom 27.02.2006