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Köln bricht zusammen

Auch Trainer Latour weiß jetzt nicht mehr weiter

Köln (dpa). Maßlose Enttäuschung, tiefe Frustration, wachsende Ratlosigkeit - das Karnevals-Debakel beim 0:3 (0:0) gegen Bayer Leverkusen lässt die Fußball-Profis des 1. FC Köln immer schneller in Richtung Zweitklassigkeit stürzen.

»Mit solchen Auftritten hat man keine Chance. Das muss ich deutlich feststellen«, sagte FC-Trainer Hanspeter Latour und machte seine Resignation offenkundig: »Einzelne brechen fast zusammen.« Der Optimismus des Schweizers ist der bitteren Erkenntnis gewichen, dass es allen Anstrengungen zum Trotz wohl nicht für den Klassenverbleib reichen wird.
Es war der Offenbarungseid, den Latours Mannschaft den 50 000 Zuschauern im ausverkauften RheinEnergieStadion bot. »Das ist uns völlig missraten, das war das schlechteste Spiel, seit ich hier verantwortlich bin«, kritisierte der eigentlich als Retter verpflichtete Nachfolger von Uwe Rapolder den Auftritt seines Teams. Kölns Nationalstürmer Lukas Podolski war so gefrustet, dass er die Stätte der Niederlage nach einem knappen Fernseh-Kommentar wortlos verließ: »Mit so einer Leistung können wir in der Bundesliga nicht bestehen.«
Nach dem 18. Spiel hintereinander ohne Sieg weiß auch Latour kaum noch weiter. Er flüchtete sich in Durchhalteparolen: »Wir sind noch nicht abgestiegen.« Seine Mannschaft hatte sich so viel vorgenommen, wollte die Wende erzwingen. »Dann ist uns mehr oder weniger alles missraten«, bilanzierte der FC-Trainer nach den Leverkusener Treffern durch Dimitar Berbatow (68.), den ehemaligen Kölner Andrej Woronin (70.) und Jacek Krzynowek (83.). Woronin hatte Mitleid: »Ich hoffe nicht, dass wir den FC in die zweite Liga geschossen haben. Das würde mir sehr Leid tun.«
Wie angeschlagen die Kölner sind, machte der Platzverweis für den Türken Özalan Alpay klar. Erst stritt er sich mit dem auf der Ersatzbank sitzenden Leverkusener Roque Junior um den Ball und bekam Gelb. Dann baute er sich in Drohgebärde vor Bayer-Nationalspieler Paul Freier auf - und musste vom Platz. »Man sollte sich zusammen nehmen können«, kritisierte Latour den als unbeherrscht geltenden Abwehrspieler nach dem zweiten Feldverweis für die Kölner innerhalb einer Woche: »Wenn man es erzwingen will, verliert der eine oder andere die Nerven.« Es sei »ein ganz schlechter Tag« gewesen, hielt Kölns Keeper Alexander Bade fest. Manager Michael Meier wollte »nichts verniedlichen: Wir haben wie ein Abstiegskandidat gespielt.«

Artikel vom 27.02.2006