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Enten füttern
für Bielefelder
absolut »tabu«

Vogelgrippe bleibt akute Gefahr

Von Gerhard Hülsegge
und Carsten Borgmeier (Fotos)
Bielefeld (WB). Die Vogelgrippe ist auf dem Vormarsch. Trotz Stallpflicht für Geflügel setzen sich in Bielefeld viele Bürger aber noch immer über das Fütterungsverbot hinweg.

»Ich gehöre zu den Menschen, die gerne Nordic Walking um den Obersee machen. Als ich Sonntagmorgen um 10 Uhr meinen Lauf beginnen wollte, hat es mir doch die Sprache verschlagen. Munter und lustig wurden dort die Enten gefüttert«, berichtet Ursula Niebling, die Verbotschilder der Stadt vermisst. Sie hat sich deshalb an Oberbürgermeister Eberhard David gewandt.
Im Tierpark Olderdissen sorgen Leiter Volker Brekenkamp und die Tierpfleger dafür, dass verhindert wird, dass sich Vögel, Enten oder Gänse nicht durch kontaminiertes Futter anstecken. Vor allem soll verhindert werden, dass Wildvögel angelockt werden, die das gefährliche H5N1-Virus in sich tragen. »Man kann dabei aber nur an die Einsicht der Menschen appellieren«, betont Brekenkamp. Im Extremfall werde man dennoch vom Hausrecht Gebrauch machen und Besucher, die sich nicht ans Fütterungsverbot halten, des Heimat-Tierparks verweisen.
Momentan bewegen sich dort nur noch ein paar Enten wild auf dem Teich. Werden tote Tiere aufgefunden, werden sie ans Veterinär-Untersuchungsamt nach Detmold weitergeleitet. Viele Bürgerinnen und Bürger wenden sich beim Fund verendeten Gefieders zurzeit auch an die Feuerwehr. Von Donnerstag vergangener Woche bis gestern gingen allein 20 Anrufe bei der Hauptwache ein. »Hysterie ist nicht angesagt«, erklärte der stellvertretende Leiter des Feuerwehramtes, Rainer Kleibrink. Der tote Bussard, den Anlieger bei Mitsubishi Hightech Paper (ehemals Feldmühle) am Niedernholz in Hillegossen gefunden haben, ist offensichtlich eines natürlichen Todes gestorben. »Die Vogelpest wird jedenfalls ausgeschlossen«, bestätigte Amtstierarzt Dr. Hans-Helmut Jostmeyer gestern gegenüber dem WESTFALEN-BLATT. Beim stellvertretenden Leiter des Gesundheits-, Veterinär- und Lebensmittelüberwachungsamtes laufen die Fäden in Sachen Vogelgrippe zusammen.
Auch Bielefelds Hobby-Geflügelzüchter nehmen das Thema Vogelgrippe »sehr ernst«. Stadtverbandsvorsitzender Wilfried Detering fordert, dass alle Tiere, geimpft werden sollen. »China hat's vorgemacht«, sagte er. Andererseits warnt er vor Panikmache. Gerade im Winter sterben viele Tiere - wie jährlich auch 10000 Menschen an der »normalen« Grippe. Wer verendete Tiere findet, kann sich unter Tel. 0521-512157 melden.

Artikel vom 21.02.2006