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EC-Karten-Betrug: In Paris
1 250 Euro Beute gemacht

Nach Manipulation an Commerzbank-Geldautomaten

Von Hendrik Uffmann
Bielefeld (WB). Nach der Manipulation an einem Geldautomaten der Commerzbank-Filiale am Jahnplatz, bei der die Daten von mehr als 200 EC-Karten ausgespäht worden sind (das WESTFALEN-BLATT berichtete), wurden jetzt die ersten beiden Schadensfälle bekannt. In Paris haben die Täter am 11. Februar mit den ausspionierten Daten Geld abgehoben.

»In einem Fall waren es mehr als 250 Euro, in dem anderen fast 1000 Euro«, erklärte gestern Dirk Kärgel, Sprecher der Commerzbank in Bielefeld. Die beiden betroffenen Kontoinhaber erstatteten bei der Polizei Anzeige. Betroffen sind laut Kärgel ein Kunde der Commerzbank sowie ein Kunde eines anderen Kreditinstitutes. Vermutlich wurde das Geld in der französischen Hauptstadt mit EC-Karten-Dubletten direkt aus Geldautomaten gezogen.
Sicher ist damit, dass es die Täter geschafft haben, außer den auf den EC-Karten gespeicherten Daten auch die Geheimnummern (PIN) auszukundschaften. Mit welcher Methode, das ist nach wie vor unklar. Denn an dem Geldautomaten selbst gibt es keinerlei Spuren, wie Polizeisprecher Michael Waldhecker erklärt. »Die Täter haben das Gerät, das sie an dem Geldautomaten angebracht hatten, auch wieder abgebaut.«
Vermutlich sei der Aufsatz zur Datenspionage, in den die ahnungslosen Kunden ihre EC-Karten geschoben haben, lediglich mit Klebeband befestigt worden, um ihn einfach wieder abnehmen zu können. Doch muss er so echt ausgesehen haben, dass den Kunden der Betrug nicht auffiel.
Um an die PIN-Nummern zu gelangen, gibt es laut Polizei zwei gängige Methoden. Entweder benutzen Kriminelle eine Tastenimitation, die sie über die eigentlichen Tastatur des Geldautomaten legen, oder sie bringen eine Kamera an, die die Kunden beim Eingeben der Geheimnummer filmt.
Es war das erste Mal, dass diese »Skimming« genannte Betrugsmasche in Bielefeld zwischen dem 10. und 13. Februar eingesetzt wurde. Laut Polizeisprecher Waldhecker bemerkte erst eine Angestellte der Commerzbank, die an dem fraglichen Wochenende den Automat benutzen wollte, das mit dem Gerät etwas nicht stimmte. »Sie hatte festgestellt, dass die Karte durch den montierten Aufsatz nicht so weit wie üblich aus dem Schlitz heraus kam und nur mit spitzen Fingern heraus gezogen werden konnte«, so Waldhecker.
Die Commerzbank hat laut Sprecher Kärgel alle betroffenen Karten gesperrt und auch alle anderen Kreditinstitute informiert, deren Kunden den Automat am Jahnplatz in der fraglichen Zeit benutzt haben. Ob die beiden bereits betroffenen Kunden das Geld abschreiben müssen, stehe noch nicht fest. »Für uns ist dies der erste Fall dieser Art, deswegen müssen wir das erst prüfen. Es kann im Normalfall aber nicht sein, dass so etwas zu Lasten des Kunden geht«, sagte Kärgel.
Die Polizei rechnet laut Martin Schultz, Leiter der Bielefelder Polizei-Pressestelle, damit, dass die jetzt bekannt gewordenen Fälle nicht die letzten bleiben. »Da kommen sicherlich noch einige hinzu«, meinte Schultz.

Artikel vom 21.02.2006